Auf der Jagd nach Britney, Paris & Co
Nicht selten kommt es vor, dass Hollywoods dreiste Knipser sich und andere für ein exklusives Foto von Britney Spears in Gefahr bringen. Die Sängerin selbst soll «süchtig nach Paparazzi» sein. Für die Fotografen ein «Segen».
Die strauchelnde Popsängerin Britney Spears ist für Paparazzi in Los Angeles ein gefundenes Fressen - und ein williges Opfer. Viele Fotografen spricht sie inzwischen mit Vornamen an, mit einem von ihnen war sie auch mehrere Monate liiert. Damit hat sie das Geschäft der Paparazzi grundlegend verändert, denn Aufnahmen von ihr bringen Geld und Aufmerksamkeit. Deswegen wird sie inzwischen von zahlreichen Fotografenteams rund um die Uhr begleitet. «Sie ist süchtig nach Paparazzi», sagt der Chef der Fotoagentur Splash News, Gary Morgan. Britney kennt die Fotografen, sie gehören zu ihrem täglichen Sozialleben.
Für die Paparazzi lohnt sich die Sache: Der Chef einer Fotoagentur aus Los Angeles sagte, zwei seiner Mitarbeiter hätten im vergangenen Jahr alleine mit Britney-Fotos 100.000 Dollar verdient. Und das obwohl eigentlich alle gegen Paparazzi sind: Die Polizei in Los Angeles greift zuletzt immer entschlossener durch, wenn es zu Verkehrsstörungen oder sonstigen Unregelmäßigkeiten kommt, die etablierten Medien verunglimpfen die Paparazzi, das Publikum verachtet die räuberischen Aufnahmen. Das sagen zumindest die meisten Menschen. Aber Fotos von Britney oder der Hotelerbin Paris Hilton sorgen immer noch für zuverlässige Klicks, Einschaltquoten und eine gute Auflage.
Motoren der Verfolger laufen rund um die Uhr
Spears hat mit ihrem öffentlichen Absturz in den vergangenen Monat reichlich Stoff geliefert: Schlüpfrige Auftritte, rasierter Schädel, Regenschirm-Attacke, Klinikaufenthalte und Sorgerechtsstreit. Und was kommt als Nächstes? Genau aus diesem Grund stehen sie hier: Geparkte Geländewagen vor dem Tor ihres Anwesens am Mulholland Drive in den Hügeln von Hollywood, rund um die Uhr. Vier Agenturen - JFX, X17, Hollywood.tv, Finalpixx - belagern Spears seit sechs Monaten ohne Unterbrechung. «Wir können nicht mehr wirklich reden. Wir sind zu müde», sagt einer der Fotografen vor ihrem Anwesen. Seit 20 Stunden warte er schon. Um sich die Zeit zu vertreiben, nutzen die Paparazzi meistens Messenger-Dienste untereinander. Doch wenn die Jagd beginnt, dann gibt es nur noch Konkurrenten. Die Motoren der Wägen laufen in aller Regel rund um die Uhr, um keine Zeit zu verlieren, wenn Britneys Wagen gesichtet wird.
Von der «Jagd» und störenden «Zivilisten»
«Die Jagd ist immer unglaublich gefährlich», räumt ein Paparazzo der Agentur Hollywood.tv ein. Um Spears zu folgen oder sie einzuholen, wird wild überholt, die Paparazzi rasen mit Rekordgeschwindigkeit die kurvigen Straßen hinunter und holen sich dabei auch so manche Beule. «Manchmal müssen wir auch orange oder rote Ampeln überfahren», sagt Sergio Huapaya von der Agentur JFX. Da gibt es schon mal Ärger mit normalen Verkehrsteilnehmern, die von den Paparazzi nur als «Zivilisten» bezeichnet werden. Sobald erste Bilder im Kasten sind, geht das Rennen weiter: «Geschwindigkeit ist alles», sagt der Gründer von Hollywood.tv, Sheeraz Hasan. Innerhalb weniger Stunden gibt sein Start-up- Unternehmen die Bilder kostenfrei an alle wichtigen Nachrichtenmedien weiter, einzige Auflage ist die Nennung der Quelle. Mit den anschließend weltweit - auch von der Nachrichtenagentur AP - verbreiteten Bildern hofft er, den Wert seines Markennamens zu steigern. In ein paar Jahren will er das Unternehmen dann für «mehr als eine Milliarde» verkaufen. Er profitiert von der «Britney Welle». «Das ist ein Segen für uns», sagt der 33-Jährige. Seinen Paparazzi zahlt er ein Grundgehalt von 7.000 Dollar (4.500 Euro), für gute Aufnahmen und Informanten soll auch immer wieder viel Geld fließen.
Megaereignis: Spears beim Jeanskaufen
Und dabei müssen die Aufnahmen noch nicht mal spektakulär sein. Britney hat immer Nachrichtenwert, egal, wie trivial der Anlass ist. Als sie vor einigen Tagen bei Miss Sixty mit ihrer Mutter beim Jeanskaufen war, drückten sich 26 Paparazzi an den Fensterscheiben und versuchten, sie aus jeder denkbaren Pose abzulichten. Passanten riefen den Fotografen zu: «Lasst sie verdammt noch mal in Ruhe!» Noch öfter kam allerdings die Frage: «Wer ist da drin?» So lange mehr Menschen sich am Voyeurismus erfreuen als stören, brummt das Geschäft auch weiterhin. Die kuriose Symbiose der Gejagten mit ihren Jägern zeigt der Fall Adnan Ghalib von der Agentur Finalpixx am deutlichsten. Der Paparazzo wechselte irgendwann die Seiten im Kampf der Bilder und wurde Spears' Geliebter.
«Jeder dachte zuerst, es wäre nur eine Finte, aber ihm liegt wirklich viel an ihr», sagt der Mitgründer der Agentur JFX, Arnold Cousart, der mit Ghalib befreundet ist. Ein Veteran der Paparazzi-Szene in Hollywood, Frank Griffin, verachtet das «Britney-Pack», die Fotografen, die ihr konstant auflauern. Unter ihnen gebe es viele, die noch nicht mal wüssten, was ein Objektiv ist und die einfach draufhielten. «Die sind die eigentliche Plage». Aber sie geben die Richtung vor: «Wir müssen mitspielen oder verhungern», sagt der Chef der Agentur Bauer-Griffin. (Ryan Pearso, AP)
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