Armin Rohde: "Engel und Wildschwein"
AZ: Wie wollen Sie angesprochen werden – mit Karma Geleg Palsang? Oder mit Armin Rohde?
ARMIN ROHDE: Mit meinem deutschen Namen. Karma Geleg Palsang ist mein buddhistischer Name, den mir ein tibetanischer Mönch vor 30 Jahren verliehen hat.
Warum?
Ich lebte in einer Wuppertaler WG, in der das damals angesagt war, und ich hoffte, dadurch eine Frau zu beeindrucken. Hat auch geklappt, wir waren zwei Jahre zusammen. Und danach habe ich den Namen behalten, weil er so gut zu mir passt. Er bedeutet: Der mit seinen Taten glücklich unterwegs ist!
Sind Sie das?
Insgesamt, ja. Ich bin ein glücklicher Melancholiker und laufe relativ wunschlos durchs Leben. Ich habe das Glück sehr viel arbeiten zu dürfen. Sehr wichtig für mich, da ich im Stillstand verkommen und verblöden würde. Für mich wird die Welt erst dadurch begreifbar, indem ich im Auftrag des Herrn mit einer Rolle unterwegs bin.
Das nennt man Berufung.
Berufung oder Gabe – dabei ist es eigentlich ein Defizit. Wenn man für sein Lebensglück Leute braucht, die einem zuschauen bei dem, was man tut, dann ist das doch eher ein Schaden.
Welche Überschrift würden Sie Ihrem Leben geben?
Durchgestartet!
Die Initialzündung kam mit dem schwulen Metzger, den Sie 1994 in Sönke Wortmanns Kinofilm „Der bewegte Mann” verkörperten.
Ich habe damals am Theater Klassiker rauf und runter gespielt, und der schwule Metzger war eher eine Art Freizeitbeschäftigung. Ich hätte nie gedacht, dass ich da 18 Jahre später noch drauf angesprochen werde. Das ist mein persönlicher Winnetou-Effekt.
Viele homosexuelle Fans?
Das will ich doch hoffen! Auch wenn ich heute nicht mehr so ein süßer Bengel bin wie mit 16. Als langlockige Elfe in engen Hosen hatten mich viele Kerle auf’m Schirm.
Mal schwach geworden?
Außer pubertäres Rumexperimentieren und gemeinsames Onanieren mit ’nem Kumpel ist da nie was passiert. Ich steh’ einfach viel zu sehr auf Frauen.
Stehen die auch auf Sie?
Ich kann mich nicht beklagen. Auch wenn ich nicht der klassische Adonis bin, so habe ich doch nie unter meiner kompakten Figur gelitten. Ich glaube, Attraktivität entsteht dadurch, dass man sich selber mag und mit sich selber locker umgeht.
So locker, dass Sie sowohl auf der Bühne als auch in Filmen immer wieder blank ziehen.
Ich habe kein Problem damit, ich bin von meinen Eltern unbefangen erzogen worden. Wenn man zu sechst in einer 76-Quadratmeter-Wohnung aufwächst, dann ist Nacktheit kein Tabu.
Zufrieden mit Ihrem Körper?
Ich fühle mich wohl. Ich habe in meiner Jugend Kampfsport gemacht. Das gibt mir ein gutes Gefühl, weil ich weiß, wie ich den Körper einsetzen kann.
Eitel?
Bin ich auch, äußert sich halt nur nicht in schicken Klamotten und Gelfrisuren. Meine Eitelkeit sieht anders aus: Ich will, dass man weiß, dass ich meinen Beruf gut mache. Ich will, dass man mir abkauft, wovon ich rede und mich nicht für einen Simplofax hält, nur weil ich aus dem Ruhrgebiet komme.
Simplofax?
Ableitung aus Asterix für: einfach gestrickt. Als Ruhrpottler mit meinem Aussehen wird man ständig mit diesen folkloristischen Legenden konfrontiert: großes Herz, Herz auf der Zunge, unendlich belastbar. Da fällt es vielen schwer, sich vorzustellen, dass man doch etwas komplizierter gestrickt ist, als das auf den ersten Blick scheint.
Wie ist der Rohde auf den zweiten Blick?
Ich bin eine Mischung aus Engel und Wildschwein. Zart und zäh gehen eine herausfordernde Symbiose ein. Als Sohn eines Bergmanns muss man sich nicht zwangsweise zum grobschlächtigen Chauvi entwickeln.
Wie ist Ihr Vater?
Ein vielschichtiger Mensch. Eigentlich hätte der auch Schauspieler werden können. Genau wie meine Mutter hatte er sehr musische Talente. Aber das war viel zu weit weg. Mein Vater hat mich als einzigen Sohn aufs Gymnasium geschickt, damit ich mal nicht als Fabrik-Kehrer ende.
Hat ja geklappt.
Aber ohne Abi. Die haben mich drei Monate davor von der Schule geschmissen, und ich habe tatsächlich eine Zeitlang als Fabrik-Kehrer gearbeitet bis ich irgendwann zum Theater gefunden habe.
Warum wohnt ein Filmstar in Bochum? Heimatliebe?
Da steckt kein großer Plan dahinter, es hat sich einfach so ergeben. Ich würde mich in Hamburg oder New Mexiko genauso wohlfühlen. Nur, dass ich in Bochum halt zusammen mit meiner Frau ein schönes Reihenhaus besitze.
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