Antoine Monot, Jr. - In den Fußstapfen von Günter Strack

Köln - Antoine Monot, Jr. hat sich daran gewöhnt, dass er ständig mit dem Spruch "Ich kenn sie irgendwo her..." konfrontiert wird. Als Tech-Nick, der schwergewichtige stumme Verkäufer aus der Elektronik-Werbung, ist er seit einem halben Jahr das wahrscheinlich populärste namenlose Gesicht der Republik. Dabei hätte der 38-jährige Schauspieler mit dem klangvollen Namen sehr wohl etwas zu sagen. Ob als Kommissar im Bremer "Tatort", als Produzent ("Kaiserschmarrn"), Festival-Chef des Zürcher Film Festivals, Initiator des Deutschen Schauspielerpreises oder als komischer Darsteller in einem Dutzend Kinohits wie zum Beispiel "Männerherzen" oder "What a Man". Keine schlechten Stationen. Aber verglichen mit dem Tech-Nick alles nichts Wert in der öffentlichen Wahrnehmung. Das hat Antoine Monot, Jr. ganz schnell kapiert und akzeptiert.
"Ein Fall für Zwei - Günter Strack Box" gibt es hier
"Mein Leitspruch stammt von Max Frisch: 'Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält.' Und meine ist die des liebenswerten Verlierers. Das ist, beruflich gesehen, mein Typ. Die Art von Rollen spiele ich, da kann man als Zuschauer mitgehen und da fühle ich mich wohl", sagt der Schauspieler beim Interview mit spot on news in einem Münchner Restaurant. Eine wohl gewählte Location, da das Kochen seine große Leidenschaft ist. "Das wäre die einzig vorstellbare berufliche Alternative zur Schauspielerei gewesen. Kochen ist für mich wie für andere Menschen Yoga. Da kann ich total abschalten. Ich kann einer Schweineschulter vier Stunden lang beim Brutzeln im Ofen zuschauen und dabei ins Nirwana schweben vor lauter Glückseligkeit."
Das hat er früh von seinem Vater, einem Komponisten und Dirigenten, übernommen, der ihn schon als Erstklässler aufs Waldorf-Internat (Loheland bei Fulda) schickte. In der ältesten anthroposophischen Siedlung der Republik, in der seine Mutter als Erzieherin arbeitete, diente dem kleinen Antoine das Kochen als Werkzeug der Rebellion. "Ich habe mich nachts heimlich in die Großküche geschlichen, um Torten und Kuchen zu backen und bis alle aufstanden, hatte ich immer alle Spuren verwischt. Das war mit acht Jahren der einzige Ausbruch aus einem System, dem ich eigentlich sehr viel zu verdanken habe. Denn ich war ein schwieriges Kind, nicht anpassungsfähig und ein echter Querulant. Ich bin sicher, ohne Waldorf wäre ich nicht der, der ich geworden bin."
Was er heute zu schätzen weiß, nötigte ihm als pubertierendem Jugendlichen nicht immer so viel Verständnis ab. Allein schon, weil in der Schule weder Fernsehen noch Radio erlaubt waren. "Gott sei Dank war ich ein Scheidungskind und konnte in den Ferien bei Papa zuhause von früh bis spät vor dem Fernseher hängen. Ich habe das ganze Eso-System untergraben. In der Schule Rilke zitiert und zuhause Egon Balders 'Tutti Frutti'-Texte nachgebetet." Das habe ihm nicht geschadet: "Hat mich breiter aufgestellt und das war gut so. Die Steiner'sche Empathie gepaart mit dem TV-Trash war die beste Schule für meine Form der Komik. Denn Komik ist genau mein Ding. Ich war immer schon ein Klassenclown. Woanders hätte man mich als ADHS-Patient wahrscheinlich mit Ritalin kaltgestellt."
Das Defizit zur Gabe gemacht - das hilft ihm auch, die heutige Identitätskrise besser zu bewältigen. Denn während die einen ihn gar nicht namentlich zuordnen können, die nächsten ihn Tech-Nick rufen und die anderen seine Ähnlichkeit mit Hangover-Star Zach Galifianakis loben, verwechseln ihn wieder andere mit dem Kollegen Markus Majowski. "Was ich überhaupt nicht verstehe. Der Typ hat für die Telekom geworben, ist 15 Jahre älter als ich und hat kaum Haare auf'm Kopf. Trotzdem gebe ich, wenn der Fan beharrlich genug behauptet, ich sei Majowski und niemand anderes, mich auch für ihn aus. Mehr Spaß macht das mit Zach-Galafianiks-Fans, die sehen einfach besser aus."
Das Identitäts-Wirrwarr könnte sich mit dem ZDF-Revival der Krimireihe von "Ein Fall für zwei" bald zu seinen Gunsten lösen. Darin gibt Monot, Jr. nämlich ab jetzt (ZDF, Freitag, 9. Mai um 20:15 Uhr) den Anwalt Benni Hornberg, der zusammen mit seinem Ermittler-Kollegen Leo Oswald (Wanja Mues) die Frankfurter Unterwelt auf den Kopf stellt. Eine Rolle mit Kult-Potential, die ihn direkt in die Fußstapfen von Günter Strack katapultieren könnte. "Der Held meiner Waldorf-Jugend. Ich habe in den Schulferien stets alle Folgen verschlungen." Und damit er die Fußstapfen seines schwergewichtigen Vorbildes nicht zu gut ausfüllt, hat er vorsorglich 20 Kilo abgenommen. "Damit keiner auf die Idee kommt, mich mit Strack anstatt mit Majowski oder Tech-Nick anzusprechen. Das wäre selbst für mich zu viel multiples Kuddelmuddel."
Wer die Trailer zur neuen ZDF-Krimireihe gesehen hat, macht sich da keine Sorgen. Die komödiantische Handschrift des Antoine Monot, Jr. ist so einmalig, dass man sich seinen Namen zukünftig merken wird. "Sogar meine Freundin hat versprochen, dass sie sich dann nicht mehr über meinen Namen lustig machen wird. Die findet den nämlich 'echt blöd', wie sie mir beim ersten Kennenlernen gleich versicherte. Da habe ich sie spontan Stinkwurz genannt!" Geblieben ist die fesche 23-jährige Germanistik-Studentin trotzdem. Wegen seinem Humor, seinen leckeren Kalbsrouladen und weil er immer nickt, wenn sie ihn braucht - der Tech-Nick.