Antje-Katrin Kühnemann: Angstfrei achtsam im neuen Alltag

Die bunten Werke an den Wänden sind natürlich absolut sehenswert, doch ein besonders spannendes Bild zeigt sich an diesem Abend in der Dinzler Kaffeerösterei am Irschenberg, als Künstler Mauro Bergonzoli seine Vernissage "Amore - Art & Coffee" mit launigen Worten eröffnet. Rund 70 Menschen stehen da nebeneinander, nur vorn in der Mitte sitzt mit weitem Abstand zu allen anderen auf einem Hocker Antje-Katrin Kühnemann (75) - elegant und fröhlich wie immer, mit Mundschutz.
Antje-Katrin Kühnemann: Elegant und fröhlich - trotz vieler OPs
Der Anblick erstaunt dann doch. Nicht nur, weil die beliebte TV-Ärztin und Moderatorin wegen ihres Alters automatisch zur Risikogruppe gehört. Sondern weil sie in den letzten Jahren gegen Brustkrebs, Chemo und viel zu viele missglückte OPs ankämpfen musste. "Heute mache ich eine einstündige Ausnahme", sagt sie mit munterer Stimme zur AZ.
Hat sie keine Corona-Angst? "Nein, ich habe vor überhaupt nichts Angst. Durch Fehldiagnosen wurde ich zum Krüppel operiert, kann mich kaum bewegen. Ich habe schon so viel durchgestanden. Aber ich passe extrem auf."

Desinfektionstücher - immer in der Tasche mit dabei
Ihre Tricks: "Ich gehe, wenn ich wie heute mal kurz draußen unter Menschen bin, total auf Abstand zu allen, winke bekannten Gesichtern nur zu. Außerdem habe ich unzählige Masken dabei, die ich wechsle, wenn sie nur leicht angefeuchtet sind. Dazu habe ich viele Desinfektionstücher in meiner Tasche, die ich anwende, sobald ich etwas angefasst habe. Ich bin achtsam und vorsichtig wegen mir, aber vor allem wegen meines Mannes. Niemals würde ich ihn in Gefahr bringen wollen."
Ihre große lange Liebe, Ehemann und Unternehmer Jörg Gühring (85), ist daheim am Tegernsee und muss rund um die Uhr betreut werden. "Im Kopf ist er zum Glück hellwach, jeden Tag lese ich ihm morgens die Firmenzahlen vor. Wir wollen keinen der 8000 Mitarbeiter entlassen müssen", so Kühnemann.

Kühnemann: "Jammern liegt mir nicht"
Die Gühring KG stellt Präzisionswerkzeuge für die Automobil-, Luft- und Raumfahrtindustrie her. Neben dem Beruflichen kümmert sich die ehemalige Ärztin auch sonst liebevoll um ihren Mann, kocht viel, brät ihm gern sein geliebtes Rib-Eye oder Steinpilze und verarbeitet die selbst angebauten Tomaten aus dem Garten. Trotz der Schmerzen, die sie selbst tagtäglich quälen.
"Jammern liegt mir nicht. Bedauert werden möchte ich niemals. Ich packe alles an - auch mit Blei im Rücken. Der Not gehorchen, wie man so schön sagt." Stehauffrau Kühnemann schaut optimistisch nach vorn: "Ich habe gerade die ersten Lebkuchen bestellt, möchte mir den Haupttrubel ersparen. Natürlich wird Weihnachten heuer anders ausfallen. Schön kann es doch trotzdem sein. Ich freue mich auf jeden Tag."