Antje-Katrin Kühnemann: Angstfrei achtsam im neuen Alltag

Die TV-Ärztin gilt als Hochrisikopatientin und passt wegen ihres kranken Mannes doppelt auf - trotzdem hat sie sich jetzt für ein Kunst-Fest unter viele Menschen gewagt. Ihre Tricks sagt sie hier.
von  Kimberly Hagen
Starke Frau: Antje-Katrin Kühnemann (kurz fürs Foto ohne Maske).
Starke Frau: Antje-Katrin Kühnemann (kurz fürs Foto ohne Maske). © API/Michael Tinnefeld

Die bunten Werke an den Wänden sind natürlich absolut sehenswert, doch ein besonders spannendes Bild zeigt sich an diesem Abend in der Dinzler Kaffeerösterei am Irschenberg, als Künstler Mauro Bergonzoli seine Vernissage "Amore - Art & Coffee" mit launigen Worten eröffnet. Rund 70 Menschen stehen da nebeneinander, nur vorn in der Mitte sitzt mit weitem Abstand zu allen anderen auf einem Hocker Antje-Katrin Kühnemann (75) - elegant und fröhlich wie immer, mit Mundschutz.

Antje-Katrin Kühnemann: Elegant und fröhlich - trotz vieler OPs

Der Anblick erstaunt dann doch. Nicht nur, weil die beliebte TV-Ärztin und Moderatorin wegen ihres Alters automatisch zur Risikogruppe gehört. Sondern weil sie in den letzten Jahren gegen Brustkrebs, Chemo und viel zu viele missglückte OPs ankämpfen musste. "Heute mache ich eine einstündige Ausnahme", sagt sie mit munterer Stimme zur AZ.

Hat sie keine Corona-Angst? "Nein, ich habe vor überhaupt nichts Angst. Durch Fehldiagnosen wurde ich zum Krüppel operiert, kann mich kaum bewegen. Ich habe schon so viel durchgestanden. Aber ich passe extrem auf."

"Amore" heißt die Vernissage, Amore herrscht auch zwischen ihnen: Künstler Mauro Bergonzoli und Franziska Gräfin Fugger von Babenhausen.
"Amore" heißt die Vernissage, Amore herrscht auch zwischen ihnen: Künstler Mauro Bergonzoli und Franziska Gräfin Fugger von Babenhausen. © API/Michael Tinnefeld

Desinfektionstücher - immer in der Tasche mit dabei

Ihre Tricks: "Ich gehe, wenn ich wie heute mal kurz draußen unter Menschen bin, total auf Abstand zu allen, winke bekannten Gesichtern nur zu. Außerdem habe ich unzählige Masken dabei, die ich wechsle, wenn sie nur leicht angefeuchtet sind. Dazu habe ich viele Desinfektionstücher in meiner Tasche, die ich anwende, sobald ich etwas angefasst habe. Ich bin achtsam und vorsichtig wegen mir, aber vor allem wegen meines Mannes. Niemals würde ich ihn in Gefahr bringen wollen."

Ihre große lange Liebe, Ehemann und Unternehmer Jörg Gühring (85), ist daheim am Tegernsee und muss rund um die Uhr betreut werden. "Im Kopf ist er zum Glück hellwach, jeden Tag lese ich ihm morgens die Firmenzahlen vor. Wir wollen keinen der 8000 Mitarbeiter entlassen müssen", so Kühnemann.

Ungewöhnliche Momentaufnahme: Antje-Katrin Kühnemann (M., auf dem Hocker) sitzt beim Kunst-Fest mit großem Abstand zu den anderen Gästen. Sie ist gerne kurz dabei, passt aber extrem auf.
Ungewöhnliche Momentaufnahme: Antje-Katrin Kühnemann (M., auf dem Hocker) sitzt beim Kunst-Fest mit großem Abstand zu den anderen Gästen. Sie ist gerne kurz dabei, passt aber extrem auf. © API/Michael Tinnefeld

Kühnemann: "Jammern liegt mir nicht"

Die Gühring KG stellt Präzisionswerkzeuge für die Automobil-, Luft- und Raumfahrtindustrie her. Neben dem Beruflichen kümmert sich die ehemalige Ärztin auch sonst liebevoll um ihren Mann, kocht viel, brät ihm gern sein geliebtes Rib-Eye oder Steinpilze und verarbeitet die selbst angebauten Tomaten aus dem Garten. Trotz der Schmerzen, die sie selbst tagtäglich quälen.

"Jammern liegt mir nicht. Bedauert werden möchte ich niemals. Ich packe alles an - auch mit Blei im Rücken. Der Not gehorchen, wie man so schön sagt." Stehauffrau Kühnemann schaut optimistisch nach vorn: "Ich habe gerade die ersten Lebkuchen bestellt, möchte mir den Haupttrubel ersparen. Natürlich wird Weihnachten heuer anders ausfallen. Schön kann es doch trotzdem sein. Ich freue mich auf jeden Tag."

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