Andreas Giebel über Watzmann ermittelt und den Drehort
München - Auf der Alm gibt’s koa Sünd’ – aber dafür jede Menge Mörder und andere Bösewichter. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich rund um die Alpen jede Menge TV-Ermittler tummeln. Kommissar Hofer ermittelt für "Die Rosenheim-Cops", "Hubert ohne Staller" geht in der Voralpen-Idylle von Wolfratshausen auf Verbrecherjagd. Nun folgt Berchtesgaden mit dem Kabarettisten Andreas Giebel, Hauptkommissar Benedikt Beissl in der neuen ARD-Krimi-Serie "Watzmann ermittelt". Ein Gespräch bei einer Autofahrt zwischen den beiden Drehorten München und Berchtesgaden.
AZ: Herr Giebel, lange nicht gesehen. Wie geht’s denn so?
ANDREAS GIEBEL: Wir haben gerade die Dreharbeiten für die zweite Staffel von "Hindafing" beendet, wo ich den Landwirt und Bio-Metzger Sepp Goldhammer spiele...
Übrigens eine großartige Serie!
Ja, sehr heftig, schon beim Lesen der Drehbücher. Aber so wird’s dann auch umgesetzt! Und jetzt schauen wir mal, wie das mit dem "Watzmann" funktioniert. Da haben wir uns auch viel Mühe gemacht. Ich habe noch nichts gesehen, werde es auch erst sehen, wenn es alle sehen.
Giebel spielt "Beissl" in der neuen Serie "Watzmann ermittelt"
Gedreht wurde von Juli bis Oktober, 56 Drehtage – ist das viel für acht Folgen je 45 Minuten?
Das ist sehr wenig, sieben Tage für eine Folge. Wenn man das ein bissl mit Kunst machen will, ist man dann schon erschöpft.
Wurden alle Szenen in Berchtesgaden gedreht?
Alles, was draußen ist. So wunderschön wie das Polizeirevier dort ist, kann man es nur von außen filmen. Die drinnen müssen ja arbeiten. Die Innenaufnahmen haben wir in München-Haar gedreht, in einem der Häuser des Klinikums. Da steht ja fast alles leer, bis auf das Kleine Theater Haar und eine Krankenstation.
Nach dem Bartl in "München 7" und dem Prantl bei den "Rosenheim Cops" sind sie nun der Beissl, der alteingesessene Revierleiter. Laut Drehbuch haben Sie drei Töchter, eine weniger als im richtigen Leben. Klingt, als hätte man dem Giebel den Beissl auf den Leib geschrieben.
Wenn die drei Töchter zu meinen noch dazu kämen, hätten wir sieben verschiedene Charaktere. Aber das war hochinteressant beim Drehen, es hätte fast noch mehr davon geben können.
Das Drehbuch beschert Ihnen einen Kollegen mit dunkler Hautfarbe, gespielt von Peter Marton, der nicht nur charmant ist, sondern auch Schwiegersohn in spe.
Man hat schon versucht, sich von Sachen wie "Rosenheim Cops" oder "München 7" zu unterscheiden. Keiner erfindet das Rad neu bei einer Vorabendserie, aber die Charakterisierung der Spielweise macht es dann schon aus, dass etwas anderes entsteht. Die Idee war sicher nicht, da noch eine Kopie oben drauf zu setzen. "Rosenheim Cops" gibt es seit 17 Jahren, "Hubert und Staller" gibt es auch noch, aber "Watzmann ermittelt" hat eben eine andere Farbe, einen anderen Schliff. Wir versuchen, so weit wie möglich weg von Klischeesätzen zu sein, aber natürlich fallen auch Sätze wie "Wo waren Sie gestern zwischen 19 und 20 Uhr?" – wo doch da unsere Sendung läuft!
Berchtesgaden: Familie und Touristen
Hatten Sie zuvor irgendeinen Bezug zum Watzmann? Gar einen bergsteigerischen?
Überhaupt nicht. Höchstens mit den Kindern bis zur nächsten Jausenstation. Aber ich habe mich schon gefreut, weil ich früher oft dort war. Die Mutter meiner ersten Tochter ist aus Berchtesgaden. Inzwischen ist die Tochter 41, hat selbst zwei Töchter und ist selbst noch oft dort bei Opa und Oma. Das war interessant, dieses Berchtesgaden jetzt wieder neu zu finden. Die haben sich sehr gefreut, dass wir da gedreht haben.
Ist da im Sommer nicht die Hölle los?
Ja, aber man merkt die Hölle nicht so. Es ist unglaublich, wie sich der Tourismus da verteilt.
Aber ins Boot über den Königssee steigen doch alle ein!
Ja, aber aus der Entfernung sieht man das gar nicht so. Von gegenüber sieht man all die Boote langsam lostuckern – das sieht fast gemütlich aus. Aber wenn du hinkommst, dann geht es zu wie in Venedig. Ansonsten: wenig Stellen, wo Gedränge ist, hat mich selber gewundert. Aber dieser Sommer war so heiß! Und ich immer in meinem Kommissar-Janker... das war heftig zum Teil.
Kabarettkollege Nepo Fitz ist ebenfalls dabei, als Polizist.
Eine schöne Überraschung. Er weiß, wo die Figur und der Witz sitzen. Da gab’s viele Szenen, wo ich sage: "Da müsst ich jetzt auch lachen." Es liegt ihm sehr.
Der Bartl in "München 7" hat Ihnen schon auch sehr gelegen. Heimweh nach ihm?
Das ist schon etwas, das man sich zehn Jahre später nochmal ansehen oder seinen Enkeln zeigen kann. Da waren schon schöne Sachen dabei. Franz-Xaver Bogner meinte zu mir, es seien doch neue Folgen geplant gewesen, er hat wohl auch schon geschrieben, fleißig wie er ist. Dann kam doch die Absage. Aber man weiß ja nie, was passiert.
Fußverletzung: Kabarett-Bühnenauftritte abgesagt
So wie mit Ihrem maladen Fuß. Wie geht es Ihnen gerade gesundheitlich?
Es dauert halt. Aber ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung. Ich bin halt ständig bei Physiotherapeuten und Osteopathen.
Was genau ist kaputt?
Eine Fehlstellung im Mittelfuß, die ich schon immer gehabt, aber von der ich nie gewusst habe. Hätte man in jungen Jahren mit Einlagen korrigieren können. Vor eineinhalb Jahren ging das los, dann kam auf der anderen Seite der Meniskus dazu. Also Mittelstürmer bei Sechzig – das wird nix mehr bei mir. Das muss ich aus der Planung rausnehmen. Und ich kann halt meine Bühnenauftritte nicht machen. Da tigere ich ja hin und her, kontrolliere nicht, wie ich gehe. Ein Fehlschritt... Die Knochen stehen schief und müssen sich jetzt millimeterweise wieder aufrichten. Ich könnte höchstens ein Stuhl- und Tischprogramm machen. Aber jetzt schaue ich erst mal, dass ich grünes Licht für den Fuß kriege.
Sie hatten schon einen Termin für ein neues Kabarettprogramm, acht Jahre nach der letzten Premiere...
Ich musste alles absagen. Es wäre nicht anders gegangen.
Wie sehr vermissen Sie die Kleinkunstbühne?
Meine Bühnen sind jetzt die Wartezimmer, vier, fünf Mal die Woche. Kernspin, Röntgen und so weiter.
Wann sind Sie zuletzt mit Ihrem Programm "Das Rauschen in den Bäumen" aufgetreten?
Im Juli letzten Jahres, im Lustspielhaus, schon während der Dreharbeiten für "Watzmann ermittelt". Aber schon humpelnderweise. Bergab gehen, war nicht so einfach. Danach hab’ ich immer ‘nen Hocker gebraucht. Nach Drehschluss im Herbst war dann endgültig Pause. Saublöd, aber wenn man’s annimmt, geht’s schon. Eine tolle Frau braucht man daheim – die ich dann manchmal mit "Schwester!" rufe.
Fans im Biergarten und der Rollenwunsch "Bösewicht"
Können Sie eigentlich gemütlich im Biergarten hocken, ohne dass ständig jemand was von Ihnen will?
Der ein oder andere kommt schon mal, aber wenn’s kein Rauschkopf ist, sind die eigentlich alle recht nett. Autogramme will ja kein Mensch mehr, bloß noch Selfies. Nett ist, wenn ein älteres Ehepaar so einen richtig schönen Fotoapparat rausholt – auch wenn kein Film mehr drin ist.
Gibt es eine Rolle, die Sie immer mal spielen wollten, die Ihnen aber nie angeboten wurde?
Könnte sein, aber ich habe ehrlich gesagt noch nie drüber nachgedacht. Höchstens mal einen hochinteressanten Bösewicht. Es muss nicht der Gegenspieler von James Bond sein, aber in der Richtung gibt es schon ein paar sehr gute Bösewichte. Einer, der so einen schrägen Kopf hat, den man nicht genau greifen kann – so was gefällt mir schon. Aber das würde Ihnen auch gefallen.
ARD, dienstags, 18.50 Uhr
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