Andrea Kempter: „Ich habe das Schlimmste hinter mir“
Krebs-Drama, Eltern und Baby verloren, Job weg: Jetzt feiert die Wetterfee ihr Comeback.
München - Es geht um Glitzer, mit Steinchen verzierte Kopfhörer und iPhones, mehr Schein als Sein – und dann taucht sie auf: Andrea Kempter (43) ist bei der „Crocus“- Party in der Maximilianstraße der Überraschungsgast. Niemand hat mit ihr gerechnet, schließlich war sie wochenlang abgetaucht. Smalltalk, Bussi und Prosecco – danach stand der schönen Moderatorin und Wetterfee nun wirklich nicht der Sinn.
Andrea Kempter hat in etwa all das durchgemacht, was man nur durchmachen kann. Ihr Schicksal im Schnelldurchlauf: Mit neun Monaten wird die Halb-Äthioperin adoptiert, ihre Eltern sterben im Abstand von drei Monaten. 2006 dann die Schock-Diagnose: Eierstockkrebs. Während der Behandlung wird sie schwanger und verliert das Kind.
Der Hessische Rundfunk „beurlaubt“ sie vor ein paar Wochen wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Wegen Kokain-Konsums nimmt sie einen Strafbefehl von 12000 Euro an – und taucht unter. „Ich habe wirklich das Schlimmste hinter mir“, sagt Andrea Kempter zur AZ. „Ich habe alles verloren – zum Schluss sogar meine Existenz. Ich war ganz allein, habe ja keine Familie, keinen Mann, niemanden. Wenn dann noch der Job wegbricht, sieht es schnell sehr düster aus.“
Düster wurden auch ihre Gedanken: Wie soll es weitergehen? „Wäre mein Hund nicht gewesen“, sagt sie zögernd, „ich weiß auch nicht, was dann passiert wäre.“ Tage und Nächte voller Tränen folgen. „Aber ich bin eine Kämpferin“, so Andrea Kempter weiter. „Eines Tages habe ich die bunten Blätter in der Sonne gesehen und plötzlich endlich wieder gelächelt. Ich dachte, dass ich die Chance eines Neubeginns nutzen und genießen muss.
Der Krebs ist besiegt, ich habe alle alten Lasten hinter mir. Ich bin befreit.“ Nach 25 Jahren Hin- und Herfliegerei zwischen München und Frankfurt ist sie jetzt hier Zuhause: „Ich lebe erstmals nicht mehr aus dem Kulturbeutel, das ist doch toll.“ Sie lernt Gitarre, kann sogar schon „Let it be“ von den Beatles spielen – und widmet sich ihrer Leidenschaft: Schuhe. „Seit ich 14 bin, sammel ich Cowboy-Stiefel“, erklärt sie. „Ich habe 308 Paare und designe sie gerne selbst.“ Im März kommt ihre erste Kollektion auf den Markt. Obendrein ist sie das neue Testimonial von Babushka Vodka.
Andrea Kempter strahlt: „Ich hätte nie gedacht, dass ich das nach all dem Horror sagen würde, aber mir geht es so gut wie noch nie in meinem Leben. Ich fühle mich ein bisschen wie neu geboren.“ Kürzlich hatte sie zum ersten Mal Zeit, in Ruhe das Grab ihrer Eltern zu besuchen: „Ich war zwei Stunden da, habe geheult ohne Ende. Aber es tat gut, weil ich zum ersten Mal loslassen konnte. Ich bin jetzt bei mir angekommen.“
- Themen:
- Adoption
- The Beatles