An der Seite von Horst Schimanski

Schauspielerin Denise Virieux ist seit über 15 Jahren die Frau an der Seite von Götz George - zumindest immer dann, wenn sich dieser in Horst Schimanski verwandelt. Dabei fand sie das Rollenangebot zunächst alles andere als besonders verlockend.
Mit 75 Jahren hat sich Götz George nochmal seine M65-Feldjacke umgeworfen und ist als Horst Schimanski durch sein rußiges Revier gefegt. Nicht nur als Zuschauer fühlte man sich am Sonntag bei "Loverboy" gut aufgehoben und unterhalten. Georges Kollegen empfanden ähnlich. "Es war, als hätte ich einen alten Freund wiedergetroffen", erzählt Schauspielerin Denise Virieux (49) im Gespräch mit spot on news.
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Zum 15. Mal spielte sie am Sonntag Marie-Claire, die ewige Geliebte an der Seite des ruppigen Ruhrpott-Rambos. "Es war wunderbar, wie ein Geschenk", schwärmt sie. Dass sie seit ihrem Debüt 1997 im Schatten des schnauzbärtigen Ermittlers steht, hat Virieux mittlerweile akzeptiert. "Die Serie heißt ,Schimanski' und nicht ,Marie-Claire'. Ich unterstütze seine Rolle, aber das ist völlig in Ordnung." Vor 14 Jahren, als Virieux das Angebot für "Schimanski" erhielt, sah sie das noch etwas anders. Gerade einmal fünf Zeilen Text ließ ihr das Drehbuch zu "Blutsbrüder", weshalb sie das Angebot eigentlich schon ablehnen wollte. "Besonders spannend fand ich es nicht - weder meine Rolle, noch das ,Schimanski'-Konzept. Ich drehte damals in Kanada und lebte in Paris, mir hat dieses ganze Format nichts gesagt."
Ihre Agentin gab ihr schließlich den Tipp, sich näher mit Götz George zu befassen. "In einem Kino in Paris habe ich mir dann ,Der Totmacher' angesehen und war sprachlos. Direkt nach dem Film habe ich bei der Agentur angerufen und zugesagt. Von mir aus hätten sie mir auch nur eine Textzeile geben können. Ich wollte einfach mit Götz George drehen, der Rest war mir komplett egal." Wenn Virieux von George spricht, klingt sie weniger wie eine Kollegin, mehr wie ein Fan. "Er ist wahrscheinlich der beste Schauspieler, mit dem ich je drehen durfte. Er beherrscht seinen Beruf unheimlich. Keine Sekunde macht er Dienst nach Vorschrift. Seine Akribie ist bewundernswert."
Til Schweigers "Tatort"-Premiere 2013 hat Virieux zwar nicht gesehen, die im Vorfeld angestellten Vergleiche der beiden Hauptdarsteller sind aber bis Paris durchgedrungen. Wen von beiden würde sie als Frau bevorzugen? Virieux schmunzelt. "Til Schweiger ist ein sehr guter Schauspieler. Aber er sieht sauberer aus, gesünder. Götz hat mehr Ecken und Kanten. Sagen wir es so: Marie-Claire würde sicher nicht tauschen wollen."
Nicht nur wegen ihrem "Schimmi" genoss die 1964 in Lausanne geborene Schweizerin die zehn Tage, die sie während der Dreharbeiten zu "Loverboy" gemeinsam in Köln und Duisburg verbrachten. Die Rollen-Angebote für Virieux sind in den letzten Jahren weniger geworden. Sie gibt zu: "Von der Schauspielerei alleine könnte ich nicht mehr leben." Warum das so ist? "Ach, das hat sicher mehrere Gründe. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem es einfach nicht mehr Rollen ohne Ende gibt. Hinzu kommt, dass mein Deutsch nicht fehlerfrei ist. Das sind schon mal zwei heftige Ausschlusskriterien." Verbittert ist sie deshalb zwar nicht, so richtig wahrhaben wollte Virieux es aber auch nicht, als sie vor ein paar Jahren merkte, dass immer weniger Angebote bei ihrer Agentur eingingen. "Ich hätte mich früher nach Alternativen umsehen müssen. Es war absehbar, dass die Schauspielerei weniger werden würde."
Seit knapp vier Jahren arbeitet sie nebenbei für ein Institut in Paris als Sprachtrainerin. In Seminaren erklärt sie zum Beispiel Managern, wie sie sich besser ausdrücken können. "Die Arbeit ist eine echte Bereicherung", sagt Virieux. "Aber ich fände es natürlich schon schöner, wenn ich mehr drehen könnte." Am liebsten natürlich an der Seite von George. Ihr und den Zuschauern wäre ein weiterer "Schimanski" jedenfalls zu wünschen.