»Alles passiert immer mir«

Die vielen Gesichter von Marianne Rosenberg: Vom Schlager ist sie weg, jetzt singt sie jazzige Chansons– mit neuem Album gastiert sie am 29. April im Circus Krone.
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Marianne Rosenberg.
Klaus Primke Marianne Rosenberg.

Die vielen Gesichter von Marianne Rosenberg: Vom Schlager ist sie weg, jetzt singt sie jazzige Chansons– mit neuem Album gastiert sie am 29. April im Circus Krone.

Wie eine typische 53-Jährige sieht Marianne Rosenberg nicht aus: Lange blonde Haare, ein strahlender Teint und ein jugendliches Lächeln – wüsste man ihr tatsächliches Alter nicht, man würde sie auf Ende 30 schätzen. Und tatsächlich: Lange war über die erfolgreiche Schlagersängerin, die in den Siebzigern den Soundtrack für die heile deutsche Welt lieferte, nicht viel bekannt.

Am 7. März, kurz vor ihrem 53. Geburtstag, veröffentlichte die 52-Jährige jetzt ihr neues Album „I’m a Woman“, ein Mix aus Chanson und Jazz. Im Rahmen ihrer Konzerttournee kommt die Berlinerin auch nach München – am 29. April gastiert sie im Circus Krone.

Obwohl jeder ihre Lieder kennt, wusste die Öffentlichkeit bislang nur wenig über die Frau dahinter. Mit ihrer Autobiografie „Kokolores“, die sie 2006 veröffentlichte, konnte sie ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Ihr Vater Otto Rosenberg war Sinto, im Zweiten Weltkrieg verschleppten die Nazis den jungen Mann ins Konzentrationslager. Er überlebte und lernte nach dem Krieg eine 19-jährige Ostberlinerin kennen.

Marianne Rosenberg wuchs als drittes von sieben Kindern in Berlin auf. In der Schule beschimpften sie die anderen Kinder als „dreckige Zigeunerin“. Dann, im Alter von 13 Jahren, änderte sich das Leben vonMarianne Rosenberg schlagartig. Sie gewann ihren ersten Gesangswettbewerb und wurde von einer Plattenfirma entdeckt. Die verpassten der jungen Marianne eine Radikalkur: Sie setzten sie auf Diät, sie musste lernen, richtig zu gehen und sich zu schminken. Die Methoden hinterfragte sie nicht. 1970 veröffentlichte sie ihre erste Single mit dem Titel „Mr. Paul McCartney“.

Das erste Album, „Fremder Mann“, erschien 1971. Mit den beiden Hits „Er gehört zu mir“ (1975) und „Marleen“ (1976) etablierte sie sich endgültig als bekannteste deutsche Schlagersängerin der Siebziger.Mit dem Erfolg konnte sie auch ihrer Familie ein besseres Leben ermöglichen. Doch ihre Herkunft verschwieg sie lange. Marianne Rosenberg versuchte auch, sich für den Eurovision Song Contest zu qualifizieren – erfolglos. Nach mehreren Versuchen folgte 1982 der endgültige Bruch: Marianne Rosenberg legte ihre Schlagerkarriere vorerst auf Eis und nahm Platten mit Bands wie Extrabreit oder Rio Reiser auf. Immer nur Schlager, immer nur hübsch und nett – das war Marianne Rosenberg auf Dauer zu wenig. Doch sie vollzog nicht nur musikalisch eine Wandlung: Sie änderte Outfit und Auftreten, sang über politische Themen, demonstrierte gegen Atomkraft und besetzte Häuser. Auch wenn es ihr die wenigsten zugetraut hätten, hatte sie Erfolg. Außerdem – und das hätte auch sie sich so nicht träumen lassen – avancierte sie mit ihren neuen Liedern zu einer regelrechten Ikone der Schwulenbewegung. Auch danach brach ihr Erfolg nicht ab. Mit ihrem letzten Album „Für immer und heute“ (2004) erreichte sie Platz 12 in den Charts. Auf „I’m a Woman“ covert sie zusammen mit einem Jazz-Quintett ein paar ihrer Lieblingslieder. Der Klassiker „La vie en Rose“ heißt bei ihr „Schau mich bitte nicht so an“, aus „Everything happens to me“ macht die Berliner Schnauze „Allet passiert imma mir“.

Nach Schlager und Neuer Deutscher Welle schlägt sie nun ein neues musikalisches Kapitel auf – zu verbergen hat sie nichts mehr. cl

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