Al Pacino: Ein Leinwand-Mafiosi wird 75
"Für mich ist mein Business eine Art Aufputschmittel", sagte Al Pacino im vergangenen Herbst der Nachrichtenagentur spot on news im Interview. Damit spielte der Schauspieler mit italienischen Wurzeln darauf an, dass er noch immer nicht bereit sei, an die wohlverdiente Rente zu denken. Dabei wird der Hollywood-Megastar am heutigen Samstag bereits 75 Jahre alt.
Der ewige Junggeselle Pacino ist ein Besessener. Die Schauspielerei ist für ihn kein Beruf, es ist eine Passion. "Die Schauspielerei geht in Fleisch und Blut über, wenn man sie solange betreibt, wie ich", erklärte der gebürtige New Yorker wenige Tage vor seinem Geburtstag der britischen Zeitung "Mirror". Es sei für ihn "nahezu unvorstellbar ans Aufhören zu denken. Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich alt werde, aber hey, ich hab es noch immer drauf", gibt sich Pacino selbstbewusst.
"Ich glaube nicht an Gott, sondern an Al Pacino"
Und dazu hat er auch allen Grund. Pacino gehört zu denjenigen Schauspielern, die gerne als Method Actors bezeichnet werden. Er selbst kann mit diesem Begriff nicht sonderlich viel anfangen. Der "FAZ" sagte er dazu einst: "Ich habe zwar eine bestimmte Technik, sie ist mir aber nicht bewusst." Bei ihm geschehe alles "ganz instinktiv". Aber egal ob instinktiv oder mit Methode, bei seinen Kollegen erfährt Pacino höchste Wertschätzung. Der spanische Mime Javier Bardem ging in einem Interview mit dem "Playboy" sogar soweit, dass er sagte: "Ich glaube nicht an Gott, sondern an Al Pacino."
Zudem fällt Pacinos Name häufig in einem Atemzug mit den berühmten Hollywood-Charakterdarstellern Robert De Niro (71) und Dustin Hoffman (77). Mit diesen wird er auf der Straße übrigens auch gerne mal verwechselt. "Hi, Dustin!" oder "Hi, Robert!" bekomme er häufig zu hören, wenn er in der Öffentlichkeit unterwegs sei, erzählte er der "LA Times". Den beiden Kollegen gehe es ähnlich. "Sie erleben das gleiche. Aber ich kann das auch verstehen - wir sind diese drei Schauspieler, die in den 1970ern groß rausgekommen sind. Ich glaube, das ist manchmal verwirrend."
"Niemand wollte, dass ich im 'Paten' mitspiele"
Für Pacino bedeutete das Jahr 1972 tatsächlich den großen Durchbruch. Obwohl die Studioleitung ihn anfangs ablehnte, bekam er an der Seite von Marlon Brando, der für ihn ein großes Vorbild war, die Rolle des Michael Corleone im Mafia-Epos "Der Pate" - dem Regisseur sei Dank. "Niemand wollte, dass ich im 'Paten' mitspiele", so Pacino zu spot on news. "Doch Francis Ford Coppola hat fest an mich geglaubt und beim Studio um mich gekämpft. Das ist der einzige Grund, warum ich die Rolle damals bekommen habe." Für diese wurde er erstmals für einen Oscar nominiert.
Doch es sollten noch sechs weitere Nominierungen folgen und satte 20 Jahre verstreichen, ehe Pacino endlich den heißbegehrten Academy Award sein eigen nennen durfte. Doch den Goldjungen bekam er nicht etwa für eine seiner bekannten Mafiosi-Darbietungen ("Der Pate"-Trilogie, "Scarface"), die seine Karriere als Superstar definiert hatten. Nein, den Oscar gewann er 1993 für seine Rolle als verbitterter ehemaliger Soldat Frank Slade in der Romanverfilmung "Der Duft der Frauen". Bis heute ist es sein einziger Oscar.
"Ich bin mal wieder dran"
Aber dabei soll es nicht bleiben, wie Pacino spot on news verriet. "Ich bin mal wieder dran, eine solche Trophäe zu gewinnen." Mit "The Humbling" und "Manglehorn" überzeugten zwei Filme von Pacino im vergangenen Jahr bei diversen Filmfestivals. Die Hoffnung auf einen Oscar 2016 ist also durchaus berechtigt. Und sollte es nicht klappen, wird Pacino sich gewiss nicht entmutigen lassen. Schließlich ist dieses "Business eine Art Aufputschmittel" für ihn.