Adnan Maral: Das verbindet ihn mit Frank-Walter Steinmeier

Adnan Maral (46) blickt in seinem Buch "Adnan für Anfänger: Mein Deutschland heißt Almanya" (Blanvalet Verlag, 256 Seiten, 14,99 Euro) auf vierzig Jahre deutsch-türkische Integration zurück - und das auf sehr unterhaltsame Weise. Der "Türkisch für Anfänger"-Star verrät im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news, warum er nicht mehr von Integration reden will, was ihn mit Frank-Walter Steinmeier verbindet und was ihm am "Tatort" gefällt.
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Sie sind in der Türkei geboren und als Kleinkind nach Deutschland gekommen - in Ihrem Buch "Adnan für Anfänger. Mein Deutschland heißt Almanya" thematisieren Sie, dass es in Deutschland nicht möglich ist, die doppelte Staatsbürgerschaft anzunehmen. Haben Sie noch Hoffnung, dass sich das ändert?
Adnan Maral: Ich ärgere mich nicht, ich protestiere dagegen, in dem ich das so offen kundtue. Bei einem Schweizer kann man Ausnahmen machen, wieso ist das hier nicht möglich. Ich meine das konstruktiv und hoffe, dass das erkannt wird und dass sich etwas verändert. Und es muss sich auch dringend etwas verändern, finde ich.
Sie haben Frank-Walter Steinmeier auf Reisen in die Türkei begleitet. War die doppelte Staatsbürgerschaft auch Thema zwischen Ihnen?
Maral: Ja. Als wir uns 2006 kennen gelernt haben, hatte er das als Außenminister gefordert. Und er vertritt das heute noch - das verbindet uns auch.
Sie treten dafür ein, dass Menschen mit ausländischen Wurzeln nicht nur toleriert, sondern akzeptiert werden. Wie ist es um die Integration bestellt?
Maral: Ich für meinen Teil will gar nicht mehr von Integration reden. Und da bin ich kein Einzelfall, das geht vielen ähnlich. Die Menschen, die hier leben, sind ein Teil unserer Gesellschaft. Die meisten haben die Sprache gelernt. Jeder versucht natürlich, einen Teil seiner Kultur, seiner Wurzeln mitzunehmen. Wir sollten nicht über Integration reden, sondern darüber, ob wir die Menschen akzeptiert haben. Tolerieren kommt vom Lateinischen "tolerare" und das bedeutet erdulden. Ich frage mich, warum dieses Wort so inflationär benutzt wird...
Sie wollen als Schauspieler mehr sein als der Klischee-Türke und bemängeln, dass über die Öffentlich-Rechtlichen oft Klischees transportiert werden. Im ARD-Flagschiff "Tatort" gab es mit Mehmet Kurtulus immerhin schon einen türkischstämmigen "Tatort"-Kommissar...
Maral: Ich habe "Tatort" schon in meiner Jugend mit meinen Eltern geschaut und auch heute schalte ich am Sonntagabend noch gerne ein. Das ist eine tolle Tradition. Das Format wird immer besser. Und nicht nur Mehmet Kurtulus war dabei. Was ich persönlich noch besser finde: Sibel Kekilli spielt eine deutsche Ermittlerin und ihre Herkunft wird überhaupt nicht thematisiert. Sie ist einfach eine Kommissarin und stellt ihre Rolle super dar.
Ist der "Tatort" auch ein Traum von Ihnen?
Maral: Ein Traum nicht. Aber es würde mich natürlich reizen, so ein etabliertes Format mit Tradition zu machen, das über acht Millionen Menschen regelmäßig schauen.
Kurtulus und Sie wirken im vierten Teil des Kinofilms "Fünf Freunde" mit. Harald Glööckler ist ebenfalls dabei. Wen spielen Sie und wie waren die Dreharbeiten?
Maral: Ich hätte Harald Glööckler gerne live erlebt - das hat aber leider nicht geklappt. Ich finde, er ist ein irrer, schräger Vogel. Und er hat das offenbar wunderbar gemacht: Die Produktion und der Regisseur waren ganz happy und angetan. Ich selbst spiele einen Anwalt, der nur zu Beginn unscheinbar wirkt...
Hatten Sie jemals einen beruflichen Plan B in der Tasche?
Maral: Nein. Ich gehe auf die Sachen zu und solange es Spaß macht und die Leidenschaft da ist, kann man die Leute überzeugen. Ich habe aber mal Jura studiert, weil ich das Gefühl hatte, damit kann man Menschen helfen. Nach kurzer Zeit habe ich dann gemerkt, dass ich das vielleicht doch besser denen überlassen sollte, die fleißiger im Gesetze lernen sind als ich. Auch Turkologie habe ich ausprobiert. Es gab also Phasen, in denen ich dachte, ich muss was anderes machen. Mich hat es aber immer wieder zurückgezogen in die Schauspielerei, zum Film, zum Theater. Das ist meine Leidenschaft und macht mich glücklich.
Sie haben drei Kinder. Nur zwei Prozent der Schauspieler können von Ihrem Job leben - was Sie auch thematisieren. Haben Sie manchmal Existenzängste?
Maral: Nach dem Erfolg von "Türkisch für Anfänger" habe ich das Glück, dass ich gefragt bin. Es gibt aber auch einige Projekte, die dann nicht klappen. Manchmal weiß ich auch nicht, was in einem halben Jahr ansteht. Ich kenne dieses Gefühl sehr gut und kann das auch mit den Kollegen teilen.
In Ihrem Buch "Adnan für Anfänger" erzählen Sie unter anderem vom Verlust Ihres Sohnes, der kurz nach der Geburt gestorben ist. War es schwer, darüber zu schreiben?
Maral: Das war natürlich nicht einfach. Es war ein Prozess, dahin zu kommen. Und auch eine Form der Verarbeitung. Aber ich hatte das Bedürfnis, darüber zu schreiben und zu sagen: Leben und Tod liegen ganz nahe beieinander. Für die Gesellschaft ist es schwer, damit umzugehen und am Anfang war es das für meine Frau und mich natürlich auch. Aber je freier wir damit umgegangen sind, umso besser ging es uns damit. Es hat gut getan, mit Menschen zu sprechen und gemeinsam zu trauern.
Gibt es schon Neuigkeiten, was einen zweiten Teil von "Türkisch für Anfänger" angeht?
Maral: Alle wollen "Türkisch für Anfänger 2" drehen. Momentan liegt das Augenmerk von Autor und Regisseur Bora Dagtekin aber erst mal auf "Fack ju Göhte 2". Ich glaube, sobald der fertig ist, wird er Teil zwei von "Türkisch für Anfänger" angehen. Ich merke, dass die Fans darauf warten: In den sozialen Netzwerken taucht immer wieder die Frage auf, wann die Fortsetzung kommt...
Sie leben mit Ihrer Familie in der Nähe von München. Gehen Sie aufs Oktoberfest?
Maral: Ja, ich hoffe, dass wir das schaffen. Ich habe auch Lederhosen.
Können Sie Helene Fischers "Atemlos" im Bierzelt mitsingen?
Maral: Hochachtung vor dieser Frau - das ist so ein Ohrwurm und daher kann man den sehr einfach mitsingen.