Adele Neuhauser: "Die Depressionen haben mich geprägt"

"Angezählt" war ihr Fall. Kommissarin Bibi Fellner wurde im "Tatort" von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt. Schauspielerin Adele Neuhauser spricht im Interview über die belastenden Dreharbeiten und ihre eigene Jugend.
(mih/spot) |
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Adele Neuhauser alias Kommissarin Bibi Fellner im "Tatort"
rbb/ORF/Petro Domenigg Adele Neuhauser alias Kommissarin Bibi Fellner im "Tatort"

Adele Neuhauser (54) ist eine angenehme Gesprächspartnerin. Sie lacht viel und laut, nimmt sich Zeit für ihre Antworten und bedankt sich für das Gespräch. Es fällt schwer zu glauben, dass sie in ihrer Jugend ihrem Leben mehrfach ein Ende setzen wollte. Gleichzeitig ist es aber vielleicht genau diese tragische Komponente, die sie zu einer herausragenden Schauspielerin macht. Im Interview mit spot on news spricht Neuhauser über schlaflose Nächte, Depressionen und Hollywood-Ambitionen.

Adele Neuhauser ermittelt nicht nur im "Tatort", sondern geht auch in "Vier Frauen und ein Todesfall" auf Verbrecherjagd, Hier gibt's die DVD-Box

"Angezählt" fällt sogar für österreichische Verhältnisse extrem düster aus. Machen Ihnen solche Themen als Schauspielerin trotzdem Spaß?

Adele Neuhauser: Verbrechen ist nie lustig, trotzdem blödeln wir, also mein Kollege Harald Krassnitzer und ich, am Set oft und gerne. In diesem Fall war es aber etwas anders. Ein derart schweres Thema zu spielen, war eine Herausforderung. Und natürlich ist es mir auch sehr nahe gegangen. Ich hatte schlaflose Nächte, das passiert nach Dreharbeiten für Komödien eher selten. Keine Frage, dieser Fall hat mich sehr beschäftigt und liegt mir sehr am Herzen.

Weil es um Themen geht, die sie als Frau und Mutter besonders beschäftigen?

Neuhauser: Natürlich. Menschenhandel, Zwangsprostitution, Kinder, die zu Tätern werden - das ist harter Stoff. Es ist ein Qualitätsmerkmal des österreichischen "Tatorts", das oft auch unbequeme Dinge thematisiert werden.

Als Jugendliche haben Sie selbst "mit einer tiefen Traurigkeit zu kämpfen gehabt", wie sie es selbt formuliert haben. Im Film geht es um ein Kind, das in seiner Verzweiflung einen Menschen tötet, um seine Mutter zu retten. Hat diese Konstellation eine Rolle bei den Dreharbeiten gespielt?

Neuhauser: Die Depressionen in meiner Kindheit haben mich geprägt. Deshalb gehe ich während der Dreharbeiten vielleicht anders mit heftigen Themen um. Aber ich knüpfe dabei nicht an meine eigene Biografie an.

Wenn Sie es sich aussuchen könnten: Würden sie die Tragödie immer der Komödie vorziehen?

Neuhauser: Ich habe ein sehr großes tragisches Potential, aber ich bin froh, dass ich auch Komödien drehen darf. Nach diesem "Tatort" waren die Arbeiten für "Vier Frauen und ein Todesfall", wo es ja trotz des Titels etwas lustiger zugeht, eine Befreiung.

Trotzdem: Auch in dieser Serie spielt der Tod mit. Was fasziniert sie so an dem Thema?

Neuhauser: Mich fasziniert der Tod weniger, er gehört halt zum Leben - und zum Krimi-Genre. Ohne Leichen funktioniert es da nicht. Als Österreicher geht man vielleicht grundsätzlich anders mit dem Thema um. Tragödie und Komödie liegen hier oft nah beieinander und manchmal vermischen die Menschen beides auch, um das Leben leichter bewältigen zu können.

Tragisch oder komisch? In einem Internetkommentar wurden Sie kürzlich als "weiblicher Christoph Waltz" bezeichnet. Wie steht's um ihre Hollywood-Ambitionen?

Neuhauser: Bisher gibt es keine Tendenzen, dass ich im nächsten Film von Quentin Tarantino zu sehen sein werde. Aber um es mal etwas pathetisch auszudrücken: Ich folge dem Ruf der Kunst - und falls der mal aus Los Angeles kommen sollte, wäre ich ja blöd, wenn ich nicht zumindest hinhören würde.

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