Abschied von Kaisersohn Habsburg in Wien

Mit viel Pomp und Tradition hat sich Wien von Otto von Habsburg und seiner Monarchie verabschiedet.
von  dpa

 

Er wurde als künftiger Kaiser geboren und findet als „sterblicher, sündiger Mensch“ seine letzte Ruhe: Mit viel Pomp und Tradition hat sich Wien von Otto von Habsburg und seiner Monarchie verabschiedet.

Wien/Pöcking - Mit einem Requiem im Stephansdom hat am Samstag in Wien die Bestattung des Kaisersohns Otto von Habsburg begonnen. Der einstige Kronprinz und CSU-Europapolitiker sollte am Abend in der Kaisergruft unter der Kapuzinerkirche seine letzte Ruhe finden.

Abschluss der rund zweiwöchigen Trauerfeiern wird die Bestattung seines Herzens am Sonntag in Ungarn sein. Habsburg war Anfang Juli im Alter von 98 Jahren in seinem Haus in Pöcking am Starnberger See gestorben.

Unter den rund 1000 Ehrengästen im Stephansdom waren zahlreiche Vertreter europäischer Adelshäuser wie König Carl XVI. Gustaf von Schweden und seine Frau Silvia, Fürst Hans-Adam II. von Liechtenstein mit Fürstin Marie sowie Großherzog Henri von Luxemburg und Großherzogin Maria Teresa.

Für die Politik kamen Trauergäste wie der Präsident des Europäischen Parlaments, Jerzy Buzek, Kroatiens Ministerpräsidentin Jadranka Kosor und der georgische Präsident Michail Saakaschwili. Für Österreich kamen neben Bundespräsident Heinz Fischer und Bundeskanzler Werner Faymann zahlreiche Minister und Landeschefs.

„Es ist eine Frage des Respekts, hierher zu kommen“, begründete der Bundeskanzler seine Teilnahme. Dass bei der Zeremonie auch die „Kaiserhymne“ gespielt werde, sei die Entscheidung der Familie. Die aufwendigen Trauerfeiern mit großer Regierungs- und Militärbeteiligung hatten im Vorfeld in Österreich einige Kritik ausgelöst.

Schon am Vormittag waren viele schwarzgekleidete Menschen in der teils für den Verkehr gesperrten Innenstadt unterwegs, Gruppen von Uniformierten zogen mit Fahnen umher. Schaulustige sicherten sich schon morgens am Eingang des Stephansdoms die besten Plätze.

Nach dem von Kardinal Christoph Schönborn geleiteten Requiem sollte der Sarg Habsburgs in einem langen Trauerzug mit Begleitung von Adel, Klerus, Politik, Ritterorden und Militär durch die Innenstadt zur Kapuzinergruft gefahren werden.

Dort schirmt nach der Tradition zunächst die „Anklopf-Zeremonie“ die zahlreichen in der Familiengruft liegenden Kaiser von Neuankömmlingen ab: Ein Geistlicher fragt an der Pforte „Wer begehrt Einlass?“, woraufhin der Zeremonienmeister die adeligen Titel Habsburgs referieren soll.

Daraufhin antwortet der Geistliche „Wir kennen ihn nicht.“ Auch die Aufzählung aller Ehrungen und Auszeichnungen hilft nicht weiter. Erst wenn der Zeremonienmeister den einstigen Kronprinzen beim dritten Versuch als „sterblichen, sündigen Menschen“ vorstellt, heißt es „So komme er herein.“

Habsburg, der am 4. Juli im Alter von 98 Jahren in Bayern gestorben war, war der Erstgeborene des letzten in Österreich regierenden Kaisers Karl I. und seiner Frau Zita. Als CSU-Politiker setzte er sich für die europäische Einigung ein und war zwei Jahrzehnte Mitglied des Europaparlaments.

 

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