Interview

70. Geburtstag von Michaela May: "Die Zeit gibt ja für Feiern leider keinen Anlass"

Michaela May feiert am Freitag ihren 70. Geburtstag. Die beliebte Schauspielerin wird zu diesem Anlass jedoch keine große Feier ausrichten. Was hat sie stattdessen zu ihrem Ehrentag geplant?
Ute Wessels, dpa |
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Schauspielerin Michaela May feiert heuer ihren 70. Geburtstag.
Schauspielerin Michaela May feiert heuer ihren 70. Geburtstag. © Britta Pedersen/dpa-zentralbild/dpa/Archivbild

Sie gehört zu den bekanntesten deutschen Fernsehgesichtern: Michaela May, die am Freitag (18.3.) ihren 70. Geburtstag feiert. Oft spielt sie lebensfrohe Frauenfiguren. Jedoch, so sagt sie der Deutschen Presse-Agentur im Interview, gibt es auch eine andere Seite bei ihr.

In ihrer Autobiografie "Hinter dem Lächeln" (Ende Februar erschienen) schreibt sie erstmals über die Suizide ihrer drei Geschwister und erzählt, wie sie es geschafft hat, trotzdem ein lebensbejahender Mensch zu bleiben.

Bereits seit jungen Jahren steht Michaela May auf der Bühne und vor den Kameras.
Bereits seit jungen Jahren steht Michaela May auf der Bühne und vor den Kameras. © IMAGO / United Archives

Michaela May erlebte schwierige Familiengeschichte

Wie hat es sich ergeben, dass Sie jetzt Ihre Familiengeschichte veröffentlicht haben?
Mehrere Verlage hatten schon zu meinem 65. Geburtstag angefragt, ob ich eine Autobiografie schreiben möchte. Ich dachte mir, was soll ich schreiben. Einfach Erlebnisse mit Kollegen zu schildern oder mich selbst zu beweihräuchern, schien mir zu wenig. Ich hatte aber schon länger im Kopf gehabt, mich mit meiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Da hielt ich das für einen guten Anlass. Vielleicht kann ich mit meiner Geschichte auch erzählen, dass man trotz dieser schwierigen Familiengeschichte ein glückliches Leben leben kann. Ich dachte auch, dass es vielleicht Menschen hilft, die auch einen Rucksack mit sich herumschleppen.

Wie waren denn bisher die Reaktionen?
Ich bin sehr überrascht, wie sehr die Leute das Buch emotionalisiert. Ich kriege Mails von Menschen, die sich bedanken und mir meist von ihrem Schicksal erzählen. Sie haben wohl das Gefühl, wenn sie es mit mir teilen, wird es leichter. Das freut und berührt mich und ich denke, dann hat es Sinn, dass ich das geschrieben habe.

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Was bedeutet der Schritt an die Öffentlichkeit für Sie selbst?
Für mich ist es eine Erleichterung, weil ich doch auch ein anderer Mensch bin als der, den man bisher kannte, und weil man mich vielleicht auch mit anderen Augen sieht. Ich hab zwar nicht immer, aber doch sehr oft lebensfrohe, starke, tüchtige Frauenrollen gespielt. Und so bin ich auch, aber woher das kommt, das hat sicher mit meiner Geschichte zu tun. Weil ich mich umso mehr auf das Positive gestürzt habe.

Ihr Familienschicksal hat Sie letztlich stark gemacht?
Man zieht eine Stärke daraus, weil man weiß, dass das Leben so kurz und endlich ist und dass es nicht wiederkommt, wenn es vorbei ist. Man muss jeden Tag und jede Stunde ausnutzen, den Moment genießen. Ich finde es wichtig, mich nicht drängen zu lassen, wenn die Zeit mal knapp ist. Ich will die schönen Dinge wahrnehmen und erkennen. Man rennt ja oft am Leben vorbei. Ich lebe so gerne, ich möchte es weder beenden noch, dass es beendet wird. Ich will mein Leben ganz intuitiv so schön gestalten wie möglich.

Michaela May bei einem Event 1994.
Michaela May bei einem Event 1994. © IMAGO / teutopress

Geschwister von Michaela May begingen Suizid

Sie haben aus Rücksicht auf Ihre Eltern bislang geschwiegen. Aber Sie wurden ja dennoch immer wieder mit Ihrer Geschichte konfrontiert. War das manchmal schwer auszuhalten?
Das war für mich kein Aushalten. Dadurch, dass ich es gemacht habe wie meine Eltern, also nicht darüber zu sprechen, nicht die Geburtstage und Todestage zu zelebrieren und alte Wunden aufzureißen, ist es in einen Schleier der Vergangenheit gerückt. Anfangs war es noch schmerzhaft, wenn ich im November ans Grab ging. Aber der Schmerz ist leichter geworden. Man trägt es in sich, aber es tut nicht mehr so weh, weil man erfüllt wird mit vielen Dingen, die diesen Schmerz überdecken. Wenn ich zum Beispiel nach Geschwistern gefragt wurde, habe ich immer gesagt: "Ja, ich habe Geschwister" und nicht "Ich hatte Geschwister". Ich habe aber auch gesagt, dass ich über meine Familie einfach nicht sprechen möchte. Für mich war es gut, in der Lebensphase, in der ich jetzt stehe, in der mich nichts mehr umhaut, mit mir ins Reine kommen. Zu hinterfragen, was ich erlebt habe und was mich ausmacht - auch in meiner Außenwirkung.

Wie sehr hat Ihnen auch der Beruf geholfen?
Mein Beruf bietet die Möglichkeit, viele andere Leben zu leben; mich in die Situation stürzen, die man gerade zu spielen hat. Man wirft seine Seele in die Figur hinein, die man darstellt. Das trägt einen immer wieder in neue, spannende Lebenswelten und das hat mir bestimmt auch geholfen. Ich bin ein glücklicher Mensch, der nicht mit seinem Schicksal hadert.

70. Geburtstag von Michaela May: "Es gibt keinen Anlass für Feiern"

Und mit dieser positiven Einstellung blicken Sie in die Zukunft?
Ja. Ich lebe aber im Moment. Ich kann noch alles machen, was mir gefällt, wenn auch anders als noch vor zehn Jahren. Ich fahre nicht mehr so schnell Ski wie früher, dafür habe ich das Schneeschuhwandern für mich entdeckt. Man muss das suchen, was geht, und darf sich nicht darüber ärgern, was man nicht mehr kann. Ich freue mich extrem an meinen Enkelkindern und freue mich auf die Sonne Siziliens, wohin ich mit meinem Mann an meinem Geburtstag fahre.

Was haben Sie vielleicht an Positivem aus der Corona-Zeit ziehen können?
Die Zeit war auch ein Grund, dass ich das Buch geschrieben habe. Eine Tournee wurde abgesagt. Dann habe ich zunächst mit Elmar Wepper das Projekt "Retla" als Schirmherrin unterstützt, das sich an einsame Senioren richtet. Wir haben uns auch ans Telefon gesetzt, mit Senioren gesprochen und versucht, den Verein bekannt zu machen. Und dann dachte ich mir, ich muss mit meiner Vergangenheit aufräumen, damit abschließen und mich befreien.

Mit Kollege Elmar Wepper verbindet Michaela May eine lange Freunschaft.
Mit Kollege Elmar Wepper verbindet Michaela May eine lange Freunschaft. © IMAGO / United Archives

An Ihrem Geburtstag sind Sie verreist. Holen Sie später eine große Feier nach?
Die Zeit gibt ja für Feiern leider keinen Anlass. Wir wollen aber die Sonne und das Mittelmeer genießen und ansonsten versuchen, den Menschen aus der Ukraine zumindest mit Sach- und Geldspenden zu helfen. Familienintern werden wir sicher später nachfeiern. Und vielleicht gehe ich mit meinen engsten Freunden noch einen trinken.

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  • glooskugl am 18.03.2022 07:59 Uhr / Bewertung:

    Ja, die Michaela May habe ich zum ersten male im Kino gesehen wo ich meinen Ausweis herzeigen musste. Eine Zeit später sah ich die mal im Cafe Reitschule um 2 Uhr in der Früh zusammen hocken wo ich mit meiner "Blosn" hoffte noch was zu trinken zu bekommen. Aber die waren schon am zu machen. Man trifft sich ja immer zweimal uns so habe ich die vor nicht all zu langer Zeit mal vor dem Kino am Isartor gesichtet. Die Zeit vergeht.... ,als Jahrgang 51 kann ich nur all denen sagen die jünger sind...fürchtet euch nicht... Alles gute Frau May"

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