200 Stunden Sozialarbeit für Naomi
Ihren Ausraster auf dem Flughafen Heathrow bezahlt Naomi Campbell demütig mit gemeinnütziger Arbeit. Wenigstens muss sie dieses Mal nicht Toiletten putzen - wie nach dem letzten Schuldspruch gegen das oft nervöse Supermodel.
Naomi Campbell muss wegen eines Wutausbruchs auf dem Londoner Flughafen Heathrow 200 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Das entschied ein Londoner Gericht am Freitag. Campbell muss zudem jedem der beiden von ihr tätlich angegriffenen Polizisten 200 Pfund (250 Euro) zahlen, der Kapitän des Passagierflugzeugs erhält 150 Pfund (190 Euro). Zusätzlich wurde eine Geldstrafe von 2.300 Pfund (2.900 Euro) festgesetzt.
Dem Topmodel wurde vorgeworfen, Anfang April Polizisten und Kabinenpersonal im Streit über ein vergessenes Gepäckstück beschimpft und dabei zwei Polizisten mit ihren Plateau-Stiefeln getreten und bespuckt zu haben. Einen Beamten schlug sie zudem mit ihrem Mobiltelefon. Sie wurde daraufhin in Handschellen aus dem Flugzeug geführt. Campbell gab den Ausraster vor dem Gericht in Uxbridge im Westen Londons zu und bat durch ihren Anwalt um Entschuldigung. Auslöser des Wutanfalls war der Streit um einen Koffer, der wie tausende andere Gepäckstücke im Chaos am damals neu eröffneten Terminal 5 verloren gegangen war.
«Sie wird alles erledigen»
Mit dem Strafmaß blieb das Gericht unter den gesetzlichen Möglichkeiten - die Richter hätten sie auch zu bis zu sechs Monaten Haft oder zu einer Geldstrafe von bis zu 5000 Pfund (rund 6300 Euro) für jeden der sechs Anklagepunkte verurteilen können. Die Sozialstunden muss Campbell binnen eines Jahres in London ableisten. Ihr Sprecher sagte: «Sie ist sehr, sehr erleichtert, dass alles vorbei ist und sie fair behandelt wurde.» Zur möglichen Art des Sozialdienstes sagte er: «Sie arbeitet unglaublich hart und wird all das erledigen, was sie zu erledigen hat.»
Bei ihrer Strafarbeit kann Campbell auf die Erfahrungen aus New York bauen: Im März vergangenen Jahres musste sie dort fünf Tage lang das Gebäude der Stadtreinigung schrubben - Böden und auch die Toiletten. Außerdem musste sie ein Anti-Aggressions-Training absolvieren. Das war die Strafe dafür, dass sie mit einem Mobiltelefon nach ihrem Hausmädchen geworfen und dieses am Kopf getroffen hatte. Auch vor diesem Ausbruch war das Model schon mehrmals wegen unkontrollierter Wutanfälle und Handgreiflichkeiten gegen ihr Personal in die Schlagzeilen geraten.
Putzen half ihr beim Nachdenken
Ihren Job in der Halle der New Yorker Müllabfuhr erledigte Campbell nach Aussage des Stadtreinigungs-Chefs Albert Durrell ordentlich und ohne Zickereien. «Im zweiten Stock hat sie auf Händen und Knien den Boden saubergemacht», berichtete er damals. Mittags habe sie sich mit ihren zeitweiligen Kollegen Pizza beim Bringdienst bestellt. Das Putzen habe ihr gut getan, dabei hatte sie Zeit zum Nachdenken, gestand die Laufstegschönheit. Auch die Wuttherapie habe ihr geholfen. Doch dann rastete sie am 3. April dieses Jahres am Londoner Flughafen komplett aus: Campbell wollte ursprünglich mit einer Maschine der British Airways nach Los Angeles fliegen, doch der Flieger verspätete sich, weil noch Gepäck fehlte. Der Flugkapitän habe das dunkelhäutige Model entgegen der normalen Gepflogenheiten persönlich über das Missgeschick mit dem Gepäckstück informiert, woraufhin das Drama begann, berichtete Anklägerin Melanie Parrish. Campbell habe immer wieder in ihr Mobiltelefon geschrien: «Die haben meine Scheißtaschen verloren, holt die Presse, bucht mir einen anderen Flug, holt mir einen Anwalt!» Dann habe sie den Flugkapitän und die Crew unflätig beschimpft: «Bringt mir meine Scheißtaschen! Sie sind ein Rassist, Sie würden das nicht tun, wenn ich weiß wäre.» Die Crew rief die Polizei.
Überall Rassisten
Doch die Beamten konnten die Situation kaum beruhigen. Campbell habe wild um sich geschlagen und die Polizisten getreten - «sie trug zu diesem Zeitpunkt beachtliche Plateauschuhe mit Stiletto-ähnlichen Absätzen», erklärte Parrish. Der einzige andere Passagier in der Ersten Klasse habe verängstigt im Serviceraum der Maschine Schutz gesucht. Außerdem habe Campbell einen Polizisten angespuckt und alle als Rassisten beschimpft. Die drei Beamten mussten das Model in Handschellen abführen. Auf der Polizeistation sei sie erneut ausgeflippt und habe allen gedroht, sie zu verklagen. British Airways hatte nach dem Vorfall erklärt, Campbell sei als Passagier nicht mehr willkommen. (AP/dpa)