15 Mal Wurst einkaufen

Wie ist es, wenn plötzlich alle von einem etwas wollen? Lena Mayer-Landrut erzählt, wie sie ihren Ruhm meistert.
von  Jens Szameit

München - Wie ist es, wenn plötzlich alle von einem etwas wollen? Lena Mayer-Landrut erzählt, wie sie ihren Ruhm meistert. Ab Montag lässt sie TV-Zuschauer über ihren nächsten Eurovisionsong abstimmen.

Wie ein 19-jähriges Mädchen, das vor kurem noch unbekannt eine Gesamtschulbank in Hannover drückte, den ganzen Trubel verkraftet? Offenbar problemlos. „Ich bin ja noch jung”, erklärt sie unbekümmert wie immer. Lena aber, die seit ihrem ersten Auftritt in der Castingshow „Unser Star für Oslo” vor ziemlich genau einem Jahr unter generellem Glaubwürdigkeitsverdacht steht, scheint die Dinge, die mit ihr passieren, tatsächlich ganz gut einordnen zu können.

„Man muss sich selber keinen Stress machen und sehen, wo man ist und wer man ist”, sagt sie. Als sei sie nicht diejenige, die nach 28 Jahren gemeinsam mit Mentor und Entdecker Stefan Raab den Eurovision Song Contest nach Deutschland geholt hat. Ob sich der Sensationscoup einfach so wiederholen lässt? Gewonnen hat Lena den Eurovision Song Contest schon, im Grunde kann sie jetzt nur noch verlieren. Die Sängerin sieht das naturgemäß anders, man wisse ja gar nicht, ob's nicht vielleicht noch besser laufen kann. Immerhin ist sie dieses Jahr Gastgeberin und Teilnehmerin. „Ich gehe da jetzt einfach so rein, wie ich lustig bin, und dann klappt das schon. Hauptsache, ich werde nicht Letzte.” Und die anstrengenden medialen Begleiterscheinungen? „Man muss sich mit den drei bis fünf Nachteilen arrangieren, weil's dann fünf bis 300 Vorteile gibt.”

Ab heute lässt Lena Meyer-Landrut das TV-Publikum auf ProSieben und im Ersten über „Unseren Song für Deutschland” abstimmen. Ob es nicht bald zuviel Lena ist, oder diese Grenze vielleicht schon überschritten ist, kümmert Entertainer Raab wenig.

Lena hat es zwischenzeitlich von Hannover nach Köln gezogen. Die Produktionsfirma Brainpool, die sich um die Geschicke der Ex-Hannoveranerin kümmert, liegt so nur ein paar Kilometer von zu Hause entfernt. Das spart Zeit und Stress. Denn die Termine für die Eurovisiongewinnerin häufen sich. Am 8. Februar, einen Tag nach der zweiten Halbfinalshow bei ProSieben, erscheint ihr Album „Good News” mit den zwölf Songs, die sie in der Sendung vorstellt. Am 13. April beginnt in Berlin eine Tournee, ehe sie am 14. Mai ihren Titel beim Eurovision Song Contest in Düsseldorf verteidigen soll.

Bei aller sympathischen Unbekümmertheit: Lena weiß jetzt, wie die Dinge laufen, agiert wie ein Profi, wenn es ums Geschäft geht. „Deutlich entspannter als beim letzten Mal” sei die Arbeit an der neuen CD gewesen. Hunderte Lieder von Songwritern habe sie sich angehört und die besten ausgesucht. „Eine Art Soundtrack für diese Show” sei „Good News”, das Songmaterial „total durchgemischt”. Schließlich will man dem votierenden TV-Publikum eine gewisse Bandbreite bieten.

Man muss Lena Meyer-Landrut nicht mehr schützen. Stefan Raab, sagt Lena, sei für sie inzwischen mehr ihr Plattenproduzent als beschützender Mentor. Entscheidungen könne sie auch ganz gut alleine fällen. Das muss sie auch. „Ich habe nicht so viele enge Freunde, aber viele Bekannte, die ja immer erst dann kommen, wenn sie ein Anliegen haben”, sagt Lena. Die meisten dieser Anliegen müsse sie schweren Herzens ablehnen. „Ich kann ja nicht Werbung für ’ne Metzgerei zwei Straßen von meinem Zuhause machen, nur weil ich da 15-mal Wurst eingekauft habe.”
So ist das wohl, wenn man im Bewusstsein der Menschen ins nationale Eigentum übergegangen ist. „Die Leute wissen, was man für eine Gestik hat, welche Gewohnheiten man hat, und dann glauben sie, man wäre jemand aus ihrem Bekanntenkreis”, zeigt sich die Umschwärmte verständnisvoll.


„Unser Song für Deutschland”, Montag, 20.15 h, ProSieben / ARD

Am 27.04. ist Lena in der Münchner Olympiahalle

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