Zypern jagt die Millionenschieber
Haben Politiker Insider-Tipps gegeben? 700 Millionen Euro sind ins Ausland geschafft worden. Der Finanzminister muss zurücktreten
NIKOSIA 700 Millionen Euro sollen aus Zypern rausgeschafft worden sein – dank Insider-Tipps von hohen Politikern. Das sorgt für heftigen Wirbel auf der Insel: Finanzminister Michalis Sarris trat gestern zurück. Präsident Nikos Anastasiadis rief eine Untersuchungskommission ein – und bat sie, bei ihm anzufangen.
Denn auch gegen die Familie von Anastasiadis gibt es Vorwürfe: Die Firma Loutsios, an der sein Schwiegersohn beteiligt ist, soll wenige Tage vor der Schließung der Banken 21 Millionen Euro nach Griechenland überwiesen haben, berichtete die Parteizeitung der Kommunisten. Die Firma bestätigte die Transaktion, sagte aber, das sei der fällige Kaufpreis für drei Immobilien gewesen. Tipps habe es nicht gegeben. Sie habe viele Millionen Euro verloren, weil sie ihr Geld in Zypern belassen habe, so die Firma weiter. Anastasiadis selbst setzte gestern eine Kommission von Sonderermittlern ein: „Ich bitte Sie, mit Vorrang und besonderer Strenge zu prüfen, was mir direkt oder indirekt vorgeworfen wird.“ Und zwar nicht nur bei Angehörigen, sondern auch seine eigene Kanzlei.
Sehr hart scheinen die Vorwürfe gegen Finanzminister Sarris zu sein. Er begründete seinen Abgang damit, „um die Ermittlungen zu erleichtern“. Schon seit Tagen gab es Rücktrittsforderungen gegen ihn. Insgesamt sollen 136 Firmen 700 Millionen ins Ausland geschafft haben. In Nikosia heißt es aber auch, dafür habe man keine Geheimtipps gebraucht – es habe genug öffentliche Forderungen hoher EU-Politiker gegeben, um zu ahnen, was passiert.
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