Zweiter Klasse

"Für Obama läuft die Kür seines Gegners bisher richtig gut": Die AZ-Redakteurin Anja Timmermann über den US-Präsidentschaftswahlkampf.
von  Anja Timmermann

Der Blinde gegen den Einäugigen: So lässt sich das Duell beschreiben, das jetzt bei den US-Republikanern stattfindet. Der Durchmarsch des unbeliebten Finanzhais ist gestoppt worden von einem Scharfmacher, dessen Zeit schon in den 90ern vorbei war: Mitt Romney und Newt Gingrich sind im Ringen um die Kandidatur gegen Obama übrig geblieben.

Beide sind bestenfalls zweite Wahl: Romney hatte es auch letztes Mal versucht – aber in einem Feld mit Schwergewichten wie John McCain hatte er keine Chance. Sein enormes Vermögen hat er als Heuschrecke gemacht, und dass er es nun nur zu 15 Prozent versteuert, kommt auch in den USA, wo Sozialneid weniger ausgeprägt ist, nicht gut an. Seine politischen Haltungen wechselt er nach Tagesbedarf – und sein mormonischer Glaube schadet ihm im konservativen Lager nun doch mehr als gedacht.

Und Gingrich gilt als Mann von gestern: Schon 1978 war er Teil des Washingtoner Politbetriebs, wurde zum Gegenspieler Clintons – und war als polternder Ideologe des letzten Jahrhunderts seit Jahren abgemeldet. Dass es dennoch die beiden sind, die es unter sich ausmachen, liegt daran, dass die Mitbewerber noch verheerender waren.

Ein Pizzaketten-Betreiber, der ein „Nein“ aus dem Mund einer Frau nicht hört; Tea-Party-Ikonen wie Michele Bachmann, die allzuwenig Ahnung hatten; Senatoren, die sich nicht mehr erinnern konnten, welche Ministerien sie abschaffen wollten – für Obama läuft es richtig gut.

 

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