Zwei gefallene Helden

Der AZ-Politikchef Frank Müller über Gemeinsames von Assange und Guttenberg
von  Frank Müller
Der eine wird zurücktreten, der andere kommt hinter Gitter
Der eine wird zurücktreten, der andere kommt hinter Gitter © AZ Montage: ddp/dpa

Der AZ-Politikchef Frank Müller über Gemeinsames von Assange und Guttenberg

München Es gibt zwei Menschen, die gerade Schlagzeilen dadurch machen, dass sie fremde Texte relativ bedenkenlos in eigene Projekte digital hineinkopieren: Karl-Theodor zu Guttenberg und Julian Assange. Beide begingen Diebstahl, beide verletzten Tabus, beide wollten unbedingt berühmt werden.

Jetzt kämpfen beide ums politische Überleben – und doch sind die „Vergehen“ der beiden grundverschieden. Denn der eine, Guttenberg, wollte das Kopieren verschleiern. Der andere, Assange, machte es zum Geschäftsprinzip.

Der eine wollte sich nur selbst helfen, der andere, auch wenn’s größenwahnsinnig klingt, der Welt. Deswegen sind es auch verschiedene Formen von Diebstählen, die Guttenberg und Assange begangen haben. Der eine, Guttenberg, bedient sich im Stil der alten Schule und gibt Dinge, die ihm nicht gehören, als eigene aus. Der andere, Assange, gibt Informationen, die ihm auch nicht gehören, in den Besitz der Menschheit.

Jetzt sind beide gefallene Helden. Der eine, Guttenberg, wird über kurz oder lang zurücktreten müssen und irgendwann wiederkommen. Der andere aber, Assange, könnte imGefängnis landen, und da nimmt die Geschichte eine Wende, die nichts mehr mit der digitalen Welt zu tun hat.

Schweden darf ihn nun vor Gericht stellen wegen sexueller Vorwürfe. Das Verfahren scheint wohl unumgänglich, aber für eines müssen die Gerichte garantieren: Alles, was Assange außerhalb des Bettes getan hat, darf nicht die geringste Rolle spielen.

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