Zuwanderung in Bayern: „Der Freistaat wäre ärmer“

Wirtschaftsminister Zeil über Zuwanderer – und über Türken, die Bayern verlassen
AZ: CSU-Chef Seehofer gibt nicht auf: Er will keine Zuwanderung aus fremden Kulturkreisen, sondern eine Qualifizierung der deutschen Arbeitslosen.
MARTIN ZEIL: Natürlich müssen wir unsere Arbeitslosen besser qualifizieren. Aber ich kann eine ungelernte Arbeitskraft beim besten Willen nicht so einfach zum Facharbeiter weiterbilden.
Welche Rolle spielt bei Facharbeitern der Glaube?
Keine. Wir haben hervorragende Erfahrungen aus der bayerischen Automobilindustrie. Die Gruppe der Türken macht hier den größten Teil aus. 33,1 Prozent der BMW-Belegschaft in München haben einen Migrationshintergrund.
Wie stünde Bayern ohne türkische Migranten da?
Bayern wäre ohne sie ärmer. Sie helfen in der Produktion, sie zahlen als Arbeitnehmer in unsere Sozialsysteme ein, sie gründen Unternehmen, schaffen Arbeitsplätze und sie bilden aus.
Wie viele türkische Unternehmer gibt es in Bayern?
Wir haben 7600 türkische Unternehmen, das sind nicht nur viele kleine Obsthändler und Dienstleister, sondern auch große Firmen.
Wie viele Zuwanderer werden künftig kommen?
Derzeit läuft es ja eher umgekehrt. Es wandern viel mehr aus Deutschland ab, als kommen. Vor allem die gut ausgebildeten jungen Migranten mit türkischen Wurzeln gehen zurück, weil sie in der Heimat ihrer Vorfahren bessere wirtschaftliche Perspektiven haben. Auch Bayern hat heuer eine Repräsentanz in Istanbul eröffnet, um an der wirtschaftlichen Dynamik der Türkei teilzuhaben. Dem Land geht es sehr gut.
Bleiben also die Integrationsverweigerer?
Aber das ist eine verschwindend geringe Zahl. Parallelgesellschaften dürfen wir nicht dulden. Das ist nicht nur ein Thema der türkischen Minderheit, sondern auch der Russlanddeutschen. Interview: A.Böhm