Zur Sache! Steinbrücks letzte Chance

Der Vize-Chefredakteur der AZ Georg Thanscheidt über Steinbrücks letzte Chance und wie er sich mit Themen wie Rente und Miete profilieren kann.
von  Georg Thanscheidt

Der Vize-Chefredakteur der AZ Georg Thanscheidt über Steinbrücks letzte Chance und wie er sich mit Themen wie Rente und Miete profilieren kann.

 

Kann Peer Steinbrück noch Kanzler werden? Natürlich! Aber nur wenn er einen ganz einfachen Karriere-Tipp beherzigt: Öfter mal die Klappe halten! Und das sogar dann, wenn er überzeugt ist, besonders viel Ahnung von der Sache zu haben.

Denn es kommt nicht nur darauf an, was jemand sagt. Sondern auch, wer es sagt. Wenn also ein Kanzlerkandidat das Gehalt, das ihn im besten Falle erwartet, als zu niedrig bezeichnet, drängt sich der Eindruck auf, er führe vorgezogene Gehaltsverhandlungen.

Wenn der gleiche Politiker sich vorstellen kann, für Thyssen-Krupp einen Rabatt beim Strompreis auszuhandeln, wendet sich der gerupfte Verbraucher mit Grausen. Und wenn Steinbrück dann noch verkündet, dass er keinen Wein für weniger als fünf Euro kaufen würde, fühlt sich jeder Mini-Jobber bei Deutschlands führendem Sozialdemokraten nicht mehr gut aufgehoben.

Dies alles hat zu seinem Absturz in den Umfragen beigetragen, dies alles erklärt, warum Steinbrück zur Zeit keine Chance hat, Merkel abzulösen. Das muss aber nicht so bleiben. Die SPD und auch ihr Kanzlerkandidat müssen nun versuchen, über Sachthemen Boden gut zu machen. Zum Beispiel beim Thema Rente: Lange hat die SPD getönt, sie sei die einzige Partei mit einem Rentenkonzept. Siehe da: Nach dem Querschuss der CSU stimmt dies nun sogar.

Und ihre Wohnungspolitik macht die SPD für Mieter attraktiv. Wenn sie sich so profilieren kann, könnte später sogar Steinbrücks Banken-Schelte und Finanzmarkt-Konzept wieder glaubwürdig erscheinen.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.