Zukunftskommission: Die beleidigten Bosse

Verleger Hubert Burda und weitere Weise raten als Mitglieder der Zukunftskommission, Passau und Niederbayern sollten sich lieber nach Oberösterreich orientieren. Für Seehofer ist die Situation heikel.
von  Abendzeitung
Drohte hinzuwerfen: Verleger Hubert Burda.
Drohte hinzuwerfen: Verleger Hubert Burda. © dpa

Verleger Hubert Burda und weitere Weise raten als Mitglieder der Zukunftskommission, Passau und Niederbayern sollten sich lieber nach Oberösterreich orientieren. Für Seehofer ist die Situation heikel.

MÜNCHEN Solche Kritik sind diese klugen Köpfe nicht gewohnt: Als „Schwachsinn“, „haarsträubenden Unsinn“, oder „Aprilscherz“ müssen die Wirtschaftsbosse und Professoren ihre Ideen beschimpfen lassen. Verleger Hubert Burda, BMW-Chef Norbert Reithofer, Uni-Präsident Bernd Huber und 19 weitere Weise haben als Mitglieder der Zukunftskommission Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer geraten, Passau und Niederbayern sollten sich lieber nach Oberösterreich orientieren, Oberfranken nach Sachsen. Jetzt ist nicht nur in der Dreiflüssestadt und in Karl-Theodor zu Guttenbergs Heimat der Teufel los. Seehofer fürchtet die Rache der Superhirne.

Aus verletzter Eitelkeit könnten sie auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, das gestern begann, die CSU madig machen – und ablästern, sie sei „arrogant.“ Offene Ohren fänden sich dort viele: Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel, Finanzminister Wolfgang Schäuble, Arbeitsministerin Ursula von der Leyen und FDP-Wirtschaftsminister Rainer Brüderle kommen in das Schweizer Bergdorf. Dort lädt Verleger Hubert Burda zum „Nightcup“, dem begehrtesten Empfang, ein.

Im Zukunftsrat ist Burda laut Seehofer der „heimliche Chef“. Der hat ihm gedroht, alles hinzuwerfen. Solche Beschimpfungen müsse er sich nicht antun. „Wir müssen mit den Leuten pfleglich umgehen“, appellierte Seehofer an seine Fraktion und nahm vor allem Burda und Reithofer in Schutz. „Ich lasse die Eliten nicht beschimpfen.“ Seit Tagen versucht er, sie bei der Stange zu halten. Dabei sollen die Bosse das 100-Seiten-Papier, unter dem ihre Namen stehen, gar nicht mal richtig gelesen haben – nur zwei Stunden wurde darüber diskutiert, dann gingen sie zum Essen.

Für Seehofer ist die Situation heikel. Einerseits will er die Bosse und Professoren als Ratgeber behalten. Andererseits muss er sich von ihrem Vorschlag distanzieren. „Zu einem klaren Wort“ fordert ihn der Passauer Landtagsabgeordnete Konrad Kobler (CSU) auf. Sonst brauche Seehofer zum Aschermittwoch in Passau gar nicht anzutreten. Im Landtag sorgt das für Frotzeleien: Die CSU müsse dann ihre größte Veranstaltung im Ausland abhalten, wenn Passau zu Österreich abgeschoben wird.

Seehofers Vorgänger an der CSU-Spitze und Platzhirsch in Niederbayern, Erwin Huber, kennt da keinen Spaß: „Die Zeiten sind vorbei, wo kritiklos Vorschläge entgegengenommen wurden. Ex cathedra gilt nicht mehr – weder auf dem Land noch in der Kirche.“ Sein Tipp für Seehofer: „Wer die CSU schlecht macht, braucht die Regierung nicht zu beraten.“

Angela Böhm

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