Zu früh?
AZ-Vize-Chefredakteur Georg Thanscheidt über den Abzug aus Afghanistan.
Einen Krieg zu beginnen, ist einfach – gemessen an den Mühen, die es bereitet, ihn zu beenden. Das gilt auch und gerade für den Krieg in Afghanistan. Seit zehn Jahren ist die Bundeswehr dort im Kampfeinsatz – führt also Krieg gegen die Taliban. Die hatten auf den Ruinen eines zerstörten Staats namens Afghanistan ein Terror-Regime errichtet – sie gewährten Osama bin Laden Unterschlupf, der von hier aus die Anschläge auf das World Trade Center durchführen ließ.
Die USA besetzten Afghanistan – und die Deutschen helfen ihnen dabei. „Unsere Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt“, lautete die damals korrekte Analyse des SPD-Verteidigungsministers Peter Struck.
Dieser Satz gilt heute nur noch eingeschränkt. Osama bin Laden ist tot, sein Terror-Netzwerk geschwächt. Allerdings haben sich die Taliban neu formiert und attackieren die Nato-Truppen seit 2007 wieder mit zunehmender Vehemenz. Vier von fünf getöteten Zivilisten sind Opfer der sogenannten Aufständischen – heute ist es eine der Hauptaufgaben der Bundeswehr, für die Sicherheit der Bevölkerung zu sorgen.
Die Armee kann sie nicht mit diesen Afghanen alleine lassen – genauso wenig wie die US-Army uns nach dem Krieg mit diesen Deutschen alleine gelassen hat. In Deutschland hat der Prozess der demokratischen Läuterung unter militärischer Aufsicht Jahrzehnte gedauert – es spricht einiges dafür, dass es für einen völligen Abzug aus Afghanistan Ende 2014 zu früh ist.
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