Zollitsch fordert weniger Konsum
Führende Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche haben zu Weihnachten weniger Konsum gefordert und auf die Grenzen des Wohlstands hingewiesen.
Berlin - Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch, sagte der "Neuen Ruhr/Neue Rhein Zeitung" (Weihnachtsausgabe): "Wenn der Schwerpunkt oder der ganze Sinn von Weihnachten auf Geschenke gelegt und auf Konsum reduziert wird, ist das eine Fehlentwicklung." Geschenke hätten einen tieferen Sinn - "schließlich zeigt uns Weihnachten, dass Gott uns beschenkt hat".
Der Erzbischof von Berlin, Rainer Maria Woelki, sagte, "der Traum vom grenzenlosen Aufstieg der Menschen, vom grenzenlosen Fortschritt und Wohlstand" sei endgültig ausgeträumt. "Die Folgen sind mehr als deutlich spürbar: ein zunehmendes Auseinanderklaffen der sozialen Schere in den Schichten unserer Gesellschaft, mangelnde Teilhabe gerade bei Kinder und Jugendlichen aus den ärmeren Schichten", sagte Woelki in seiner vorab veröffentlichten Predigt in der St.-Hedwig-Kathedrale. Das Weihnachtsfest bleibe aber über das ganze Jahr "ein Zeichen der Hoffnung und des Lebens".
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, sagte in der "Passauer Neuen Presse" (Samstag), an Weihnachten gehe es um Hoffnung auf eine gerechtere und friedlichere Welt. "Weihnachten zeigt: Gott ist mit uns unterwegs. Und das Evangelium ist nicht nur für den Einzelnen da. Es will auch die Welt verändern."
Der evangelische Bischof von Berlin und Brandenburg, Markus Dröge, rief zu einem größeren Zusammenhalt der Gesellschaft auf. Weihnachten erinnere daran, dass die Visionen einer gerechten Art, mit Reichtum umzugehen, keineswegs verbraucht seien, sagte Dröge in seiner Predigt im Berliner Dom laut vorab verbreitetem Manuskript.
Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx warnte davor, Europa nur auf die gemeinsame Währung zu reduzieren. "So wichtig die Finanzen, das Geld, das Kaufen und Verkaufen, das Verbrauchen und Benutzen sind, es geht letztlich nicht um die Zukunft des Euro, sondern um die Zukunft des Menschen", betonte Marx in der Christmette im Münchner Liebfrauendom laut vorab veröffentlichtem Text. Angesichts der aktuellen Schulden- und Finanzkrise in der EU müsse nun wieder das "wahre und richtige Menschenbild" in den Mittelpunkt rücken.
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sieht in der Weihnachtsbotschaft ein "Vorbeugungsmittel gegen Radikalismus, Fremdenfeindlichkeit und Menschenverachtung". Wo Perspektivlosigkeit, Einsamkeit und Isolation um sich griffen, wachse auch die Versuchung, Ideologie und Menschenhass zu erliegen. Die Weihnachtsbotschaft sei hiergegen ein Kontrapunkt, sagte der Bischof laut Mitteilung bei der Christmette im Dom.
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