Zivilisten auf der Flucht - EU fordert Kampfpausen
Damaskus/Istanbul - "Die Kämpfe für eine Stunde oder zwei Stunden anzuhalten, damit Verwundete versorgt werden können - das ist bedauerlicherweise noch nicht geschehen", sagte Georgiewa dem Informationsdienst "dpa Insight EU" am Mittwoch in Brüssel. Russland beschuldigte unterdessen den Westen, die bewaffneten Regimegegner in ihrem Kampf gegen Präsident Baschar al-Assad anzutreiben.
Die EU-Kommissarin reagierte auf einen wachsenden Strom von Flüchtlingen. Mindestens 2,5 Millionen Menschen in Syrien benötigten humanitäre Hilfe, mindestens 1,2 Millionen seien Vertriebene im eigenen Land, sagte Georgiewa. "Da Aleppo und Damaskus keine sicheren Gebiete mehr sind, gibt es nur noch außerhalb des Landes Hoffnung auf Sicherheit." Dies bedeute, dass im Libanon, in Jordanien und auch in der Türkei immer größere Probleme entstünden. "Hilfe innerhalb Syriens ist wichtig für jene, die im Konflikt gefangen sind, aber sie ist auch wichtig, um Auswirkungen auf die Nachbarländer zu reduzieren", sagte sie.
Russland beschuldigte den Westen, für die Syrien-Krise mitverantwortlich zu sein. "Unsere westlichen Partner haben noch immer nichts getan, um die Opposition zu einem Dialog mit der Regierung zu bewegen", teilte das Außenministerium in Moskau der Agentur Interfax zufolge mit. "Sie stiften sie stattdessen offen dazu an, den bewaffneten Kampf fortzusetzen", hieß es. "Es ist klar, dass mit diesen Methoden eine politische Lösung der Krise unmöglich ist."
Insgesamt starben am Mittwoch nach unbestätigten Angaben der Opposition mindestens 80 Menschen, darunter 54 Zivilisten. Am Vortag hatten die Gegner von Präsident Al-Assad landesweit mehr als 250 Tote gezählt, unter ihnen 51 Angehörige der Regierungstruppen. Die irakische Armee machte derweil den Grenzübergang Al-Kaim komplett dicht. Ein Armeesprecher sagte, der Übergang sei jetzt mit drei Meter hohen Betonsperren blockiert worden. Zur Begründung hieß es, die Freie Syrische Armee (FSA) habe den Grenzposten auf der syrischen Seite in Al-Bukamal überrannt. Da die irakische Regierung mit der FSA nicht kooperieren wolle, habe sie sich entschieden, den Grenzübergang zu schließen.
Die Vereinten Nationen haben erneut einen Bundeswehroffizier nach Syrien entsandt. Der Oberstleutnant ist seit Samstag zusammen mit einem Offizier anderer Nationalität in der Hauptstadt Damaskus mit der Abwicklung der gescheiterten Beobachtermission und dem Aufbau eines Verbindungsbüros befasst. "Der Tätigkeitsschwerpunkt der entsandten Offiziere besteht in der Bearbeitung sensitiven Materials", heißt es in einem Schreiben des Verteidigungsministeriums an mehrere Bundestagsabgeordnete, das der Nachrichtenagentur dpa vorliegt und über das auch "Spiegel Online" berichtete. Der Einsatz soll bis zum 31. August dauern.
Der neue UN-Syrienvermittler Lakhdar Brahimi wird an diesem Freitag zu Gesprächen am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York erwartet. Brahimi werde sich mit Generalsekretär Ban Ki Moon und anderen "hochrangigen Offiziellen" treffen, sagte ein UN-Sprecher der Nachrichtenagentur dpa.