Zittern in der CSU: Kommt jetzt Gabriele Paulis dritter Streich?

MÜNCHEN - Die Ex-CSU-Rebellin könnte die Freien Wähler ins Europa-Parlament führen – und so nach den beiden CSU-Ministerpräsidenten Stoiber und Beckstein auch deren Nachfolger Horst Seehofer erledigen.
Der CSU ist Angst und Bang. Am Samstag entscheiden die Freien Wähler in Bayern, ob sie zur Europawahl antreten. Den Sturm auf Brüssel soll das Schreckgespenst der Schwarzen, Gabriele Pauli, anführen. Die AZ sprach mit der Landtagsabgeordneten und Ex-CSU-Landrätin von Fürth.
AZ: Edmund Stoiber und Günther Beckstein sind Ihnen schon zum Opfer gefallen. Wollen Sie nun den dritten Ministerpräsidenten erledigen?
GABRIELE PAULI: Ach, wie kommen Sie denn da drauf?
Wenn die Freien Wähler antreten, geht das empfindlich auf Kosten der CSU.
Mal schauen, ob es die CSU dann überhaupt noch nach Brüssel schafft. Die Stimmung für sie ist in Bayern nicht mehr so, wie sie mal war.
Für Ministerpräsident Horst Seehofer wäre das der erste Sargnagel, wenn die CSU nicht mehr im Europa-Parlament säße. Würden Sie sich darüber Freude?
Es geht mir nicht darum, die CSU zu verfolgen, sondern dass sich die Freien Wähler auf allen Ebenen engagieren. Das, was die Kommunalpolitiker vor Ort an Gesetzen erleben, wird meist in Brüssel gemacht. Deshalb müssen wir versuchen, sie schon bei der Entstehung im Europa-Parlament zu beeinflussen.
Die Freien Wähler sind gespalten, ob sie antreten sollen. Die Gegner sagen, einen Europawahlkampf könnten die Freien Wähler nicht leisten. Was denken Sie?
Die Befürworter sagen: Das kriegen wir schon hin. Ich bin der Meinung, dass die Freien Wähler unbedingt antreten sollten. Vor dem Landtagswahlkampf gab es ja die gleichen Argumente. Und es hat toll funktioniert mit 10,2 Prozent. Wir sind die drittstärkste Fraktion vor den Grünen und der FDP.
Sind Sie mit Horst Seehofer zufriedener als mit seinen Vorgängern?
Die Ankündigung seines neuen Stils hat mich neugierig gemacht. Ich dachte: Er hat die Zeichen der Wähler verstanden. Dann hat er Monika Hohlmeier von oben runter der Parteibasis vor die Nase gesetzt. Das war undemokratisch. Es ändert sich doch nicht viel in der CSU. Seehofer hatte so viel positive Sympathie, die er sich jetzt wieder verscherzt hat.
Aber Seehofer umarmt doch alle, besonders auch die Freien Wähler. Hat er mit Ihnen auch schon geschmust?
Er hat mich mal gefragt, ob ich nicht wieder in die CSU komme.
Würden Sie?
Ich fühle mich bei den Freien Wählern sehr wohl. Ich bin jetzt ja vielleicht auf den Weg ins Europa-Parlament.
Interview: Angela Böhm