Zipi Livni auf dem Weg an Israels Regierungsspitze - eine Taube mit dem Kampfgeist einer Löwin

Israel steht vor einem Wechsel an der Regierungsspitze: Nach einem hauchdünnen Wahlsieg in ihrer Kadima-Partei hat die neue Vorsitzende Zipi Liwni am Donnerstag angekündigt, rasch eine Regierung unter ihrer Führung bilden zu wollen. Als Nachfolgerin des mit Korruptionsvorwürfen belasteten Ehud Olmert wäre sie die zweite Ministerpräsidentin in der Geschichte Israels.
von  Abendzeitung
Sie hat es geschafft: Zipi Livni.
Sie hat es geschafft: Zipi Livni. © AP

TEL AVIV - Israel steht vor einem Wechsel an der Regierungsspitze: Nach einem hauchdünnen Wahlsieg in ihrer Kadima-Partei hat die neue Vorsitzende Zipi Liwni am Donnerstag angekündigt, rasch eine Regierung unter ihrer Führung bilden zu wollen. Als Nachfolgerin des mit Korruptionsvorwürfen belasteten Ehud Olmert wäre sie die zweite Ministerpräsidentin in der Geschichte Israels.

„Ihr habt gekämpft wie die Löwen.“ Sichtlich bewegt dankte Israels Außenministerin Zipi Livni gestern ihren Anhängern. Das Ergebnis hätte knapper kaum sein können: Die Mitglieder der Kadima-Partei hatten Livni am Vortag mit nur 431 Stimmen Vorsprung zur neuen Vorsitzenden gewählt. Noch am Abend hatten Umfragen Livni zehn Prozent vor ihrem Konkurrenten, Transportminister Schaul Mofas, gesehen.

Die 50-Jährige löst Premier Ehud Olmert an der Parteispitze ab, der unter Korruptionsverdacht steht. Vor Livni liegt eine schwierige Aufgabe: Sie soll die Partei „de-Olmertisieren“, vom korrupten Image wegführen. Sobald Olmert zurückgetreten ist, steht Livni auch der Weg zur Regierungschefin offen. Binnen sechs Wochen muss sie eine Koalition bilden. Sie wäre nach Golda Meir (1969-1974) Israels zweite Ministerpräsidentin.

Zipi Livni, deren Vorname Vogel bedeutet, hat mit den „Falken“ in der israelischen Regierung wenig gemeinsam. In der Polit-Zoologie gilt sie eher als „Taube“. Die Anwältin setzt auf Diplomatie und meidet das Rampenlicht.

Livnis politischer Mentor war Ariel Scharon

1999 begann Livni als Abgeordnete für den rechten Likud-Block. Obwohl sie einer Familie entstammt, die von Groß-Israel träumte, hat sich Livni in den vergangenen Jahren von dieser Ideologie gelöst. Wie ihr politischer Mentor Ariel Scharon setzte sich Livni für den Siedler-Abzug aus Gaza ein. Die Frage spaltete den Likud: 2005 gründete Scharon die Kadima-Partei, Livni folgte ihm.

Nachdem Scharon ins Koma gefallen war, wurde Olmert sein Nachfolger, Livni selbst Außenministerin. Ihre Ambitionen auf Parteivorsitz und Regierungsspitze hat sie nie geleugnet. Als Korruptionsvorwürfe gegen Olmert laut wurden, forderte Livni den Rücktritt.

Derzeit leitet die Juristin das israelische Team bei den Friedensverhandlungen mit Ex-Palästinenser-Führer Achmed Kurei und setzt sich für eine Zwei-Staaten-Lösung ein.

Sauberfrau in einer von männlichen Ex-Generälen dominierten Politik

Die israelische Gesellschaft mag Livni – sie gilt als Sauberfrau, bescheiden, klug und glaubwürdig. Sie ist eine Abwechslung in der von männlichen Ex-Generälen dominierten Politik. In der arabischen Welt genießt sie einen guten Ruf. Die militärisch geprägte israelische Politik bekäme unter Livni eine neue Ausrichtung. Dabei erreichte Livni in der Armee den Rang eines Oberstleutnants. In den 1980er Jahren arbeitete sie für den Geheimdienst Mossad in Paris.

Ob die Mutter zweier Söhne langfristig genug Rückhalt in Partei und Gesellschaft findet? Männliche Rivalen bezeichneten Livni bereits als „schwach“. Ihr magerer Vorsprung vor Hardliner Mofas zeigt, dass die Kadima tief gespalten ist. Sicher ist, dass Livni wie eine Löwin kämpfen wird: um den Posten der Regierungschefin und für den Frieden in Nahost.

Elena Panagiotidis

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