Zeugnisse: Wie waren die Minister in der Schule?
MÜNCHEN - Wie waren denn die Politiker in ihrer Schulzeit? Besser oder gar schlechter als der Durchschnittsbürger? Die AZ wollte das mal überprüfen und ließ sich die Zeugnisse von Bayerns Minister zeigen.
Am Freitag ist der Tag der Wahrheit: 1,8 Millionen Schüler bekommen in Bayern ihr Jahreszeugnis. Bei den einen herrscht da Stolz und Freude. Bei anderen Frust und Tränen. Eine schlechte Note muss aber noch lange kein Beinbruch sein. Das beweisen Bayerns Minister. Die AZ ließ sich ihre Zeugnisse vorlegen.
MARKUS SÖDER, GESUNDHEITSMINISTER
Mehr ein Mund- als ein Handwerker: „Sein Betragen war immer lobenswert“, schrieb ihm sein Lehrer in der vierten Klasse ins Zeugnis. „Das war mein Übertrittszeugnis ins Gymnasium“, zeigt Gesundheitsminister Markus Söder (43) stolz seine Einser und Zweier. Bis zur vierten Klasse war er ein starker und braver Schüler.
Mit der Pubertät wendete sich das Blatt. „Die Mittelstufe war eine schwierige Zeit“, erinnert er sich. „Da habe ich mich mehr für Fußball und Tennis interessiert.“ In der Achten stand er kurz vorm Durchfallen, kratzte die Kurve gerade noch und gab dann richtig Gas. Sein Abitur absolvierte Söder mit 1,3.
Einser hatte der Nürnberger durchgehend in seinen Lieblingsfächern: „Das waren Religion, Geschichte und Sozialkunde.“ Die Politik hatte es ihm schon damals angetan. Dafür hatte der Maurermeister- Sohn mit Handarbeit und Werken nichts am Hut. „Ich war immer mehr ein Mundals ein Handwerker.“
Sein Rat an die Schüler: „Wenn man mal kein gutes Jahr hat, kann man das mit Fleiß und Einsatz reparieren.“ Das übrigens gilt für den Ex- CSU-General, der ganz nach oben will, auch in der Politik.
WOLFGANG HEUBISCH, WISSENSCHAFTSMINISTER
Aus Faulheit zum Abitur: Bis auf das Abiturzeugnis hat er alle Dokumente seiner Schulzeit entsorgt. „ Ich habe gelebt“, schmunzelt Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP), der auch Herr über die Universitäten ist. „Ich hab’ nur Mädels und Sport im Kopf gehabt.“ In der 7. Klasse fiel er durch – nachdem er wegen eines Unfalls auch nochwochenlang fehlte.
Nach der Zehnten wechselte er die Schule. „Meine Deutschlehrerin hat mir gesagt, ich soll mit der Mittleren Reife zufrieden sein. Da hab ich mir gedacht: Von der lass’ ich mir das nicht sagen. Ich hab’ mir eine andere Schule gesucht und Abi gemacht – mit lauter Dreiern und Vierern. Ein sofortiges Zahnmedizinstudium war da nicht drin.“
Heubisch musste warten: So machte er eine Banklehre, studierte anschließend Betriebswirtschaft, bis er einen Studienplatz in Zahnmedizin bekam. Heute ist der 64-Jährige stolz auf seinen Lebensweg. „Ich hab’ das Abitur nur gemacht, weil ich da nachmittags frei hatte. Bei vielen funkt’s erst später. Heute führen viele Wege zum Beruf.“
CHRISTINE HADERTHAUER, FAMILIENMINISTERIN
Cool bei schlechten Noten: Sie zeigte ganz früh ihr Talent: „Christine erfreute durch ihre rege mündliche Mitarbeit.“ Das schrieb die Lehrerin Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer ins Zeugnis. „Ich hab’ schon immer das Schnäuzchen aufgerissen“, gesteht die Politikerin der AZ. „Aber meine Schrift war verheerend.“
Eine wilde Vergangenheit kann die 47-Jährige in ihrer Schulzeit nicht bieten. „Meine Noten waren immer durchwachsen. Da gab’s auch mal einen Fünfer in Physik“, sagt die Juristin, die eine Anwaltskanzlei aufbaute, bevor sie in die Politik ging. „Ich hab’ immer nur so viel gelernt wie nötig.“ Empfehlen würde sie diese Taktik aber niemanden. „Da gerät man auch ganz schön ihn Stress. Ichwar aber immer ganz cool bei schlechten Noten.“
Ärger daheim gab’s nie. Haderthauer: „Ich war immer gleich geliebt. Meine Eltern hatten ein unheimliches Gottvertrauen. Die haben nur gesagt: ,Du musst wissen, ob du das so willst.’ Aber sie hatten auch kein Mitleid.“ Am Ende wusste die Schülerin was sie wollte: „Mein Abi war passabel mit 1,7.“
JOACHIM HERRMANN , INNENMINISTER
Neustart nach Durchhänger: Sein Super-Abi-Zeugnis mit lauter Einsern täuscht: Bayerns Innenminster Joachim Herrmann (54) hattewährend seiner Schulzeit auch Fünfer im Jahreszeugnis. „Einmal in Englisch und einmal in Biologie“, gesteht er der AZ. „Aber in unterschiedlichen Jahren.“
Da rauschte der Professorensohn jedesmal knapp an einer Ehrenrunde vorbei.
"In der Grundschule war ich ein ganz ordentlicher Schüler“, so Herrmann. Aber in der siebten und achten Klasse am Gymnasium wurde es dann ganz schön schwierig. Der Top-Jurist hatte nicht viel Bock aufs Lernen. „Da gab’s dann auch Vierer und Fünfer.“
Wie wichtig gute Noten sind, wurde ihm erst in der Oberstufe bewusst: „In der Elften hab’ ich angezogen. Da hatte ich dann nur noch Einser und Zweier. Und das Abi- Zeugnis warmit einem Notendurchschnitt von 1,1 das beste meiner ganzen Laufbahn.“ Für Bayerns Schüler hat Herrmann einen Trost parat: „Man hat in seiner Schulzeit auch mal einen Durchhänger. Aber man kann auch wieder nach oben kommen.“
LUDWIG SPAENLE, SCHULMINISTER
Ganz durchschnittlich gut: Vor schlechten Noten blieb er in seiner Schulzeit verschont. „Bei mir hat sich schnell die Erkenntnis durchgesetzt, dass viele kleine Portionen weniger anstrengend sind als ein paar große Portionen“, doziert Schulminister Ludwig Spaenle. So gab es daheim nie Aufregung. „Einen Fünfer hab’ ich in meiner ganzen Schullaufbahn nicht eingefangen. Vorrücken gefährdet war ich nie.“
Spaenle war immer „obere Mittelklasse“. Auch wenn es in Mathe und Physik bei ihm haperte. „Da war ich nicht so toll.“ Dafür erbrachte er in seinem Lieblingsfach Geschichte Höchstleistungen. „Da war ich immer sehr gut und hab’ dann auch Geschichte studiert.“
Irgendwie ging alles ganz durchschnittlich gut, auch wenn er während der Schulzeit schon die Politik im Kopf hatte und bei der Jungen Union engagiert war. „In Sprachen konnte ich mich auch sehen lassen“, leiert der Minister seine Schulzeit herunter. „Bei mir ging immer alles ganz gut von der Hand.“ Der AZ präsentiert er sein Abi- Zeugnis. „Weil ich das gerade zur Hand hatte.“ Sein Notendurchschnitt: 1,9