Zeitung: Tony Blair hielt Geheimtreffen mit Gaddafi
London - Während in Libyen die Jagd auf den früheren Machthaber Muammar al-Gaddafi weitergeht, werden in Großbritannien immer mehr Belege für die engen Beziehungen des Diktators zu führenden britischen Politikern bekannt.
Der Zeitung "Sunday Telegraph" liegen einem Bericht zufolge Dokumente vor, die mindestens zwei geheime Treffen Gaddafis mit dem früheren britischen Premierminister Tony Blair belegen. Gaddafi habe Blair - der zu der fraglichen Zeit schon nicht mehr Premierminister war - sogar ein Flugzeug gestellt, um nach Libyen zu kommen.
Großbritannien hatte seine Beziehungen zu Libyen bereits in Blairs Amtszeit auch offiziell intensiviert, nachdem Gaddafi im Jahr 2004 dem islamistischen Terror den Kampf angesagt hatte. Berühmt wurde ein Auftritt Blairs in Gaddafis Beduinenzelt, wo der Brite seinem libyschen Gastgeber die "Hand der Freundschaft" entgegenstreckte.
Eines der Geheimtreffen soll dem "Sunday Telegraph" zufolge stattgefunden haben, kurz bevor der Lockierbie-Bomber Abdelbaset al-Megrahi im Jahr 2009 aus schottischer Haft freikam. Die Freilassung war mit humanitären Gründen erklärt worden, weil Megrahi unheilbar an Krebs erkrankt war und nur noch wenige Monate zu leben habe - allerdings ist er noch heute am Leben.
Vor der Freilassung hatte Gaddafi den Briten mit dem Abbruch aller wirtschaftlichen Beziehungen gedroht. Deshalb wurden vor allem in den USA - wo die meisten der 270 Opfer des Lockerbie-Attentates von 1988 herkamen - Stimmen laut, die hinter der Freilassung einen Deal Londons mit Tripolis mit ökonomischen Hintergedanken vermuten. Blair hatte stets jegliche Beteiligung an Verhandlungen zur Freilassung al-Megrahis dementiert.
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