Zehntausende demonstrieren in Berlin gegen Atomkraft

Bei der größten Demonstration von Atomkraftgegnern seit Jahren haben in Berlin mehrere zehntausend Menschen gegen Kernenergie protestiert. Unter dem Motto "Mal richtig abschalten" forderten die Teilnehmer die "Stilllegung aller Atomanlagen weltweit".
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Eine gelbe Fahne mit dem Slogan "Atomkraft? Nein Danke" aus den 80er Jahren im Regierungsviertel in Berlin.
dpa Eine gelbe Fahne mit dem Slogan "Atomkraft? Nein Danke" aus den 80er Jahren im Regierungsviertel in Berlin.

Bei der größten Demonstration von Atomkraftgegnern seit Jahren haben in Berlin mehrere zehntausend Menschen gegen Kernenergie protestiert. Unter dem Motto "Mal richtig abschalten" forderten die Teilnehmer die "Stilllegung aller Atomanlagen weltweit".

Die Veranstalter sprachen von 50 000, die Polizei von 36 000 Teilnehmern. Rund 300 Traktoren fuhren schon am Vormittag am Brandenburger Tor auf. Die Demonstranten waren aus ganz Deutschland mit Sonderzügen und Bussen nach Berlin gekommen. Die Landwirte aus dem niedersächsischen Wendland mit seinen Atomstandorten waren mit ihren Treckern nach Berlin gerollt. Nach Angaben der Polizei verlief die Demonstration bis zum Nachmittag friedlich.

Hunderte gelbe Fahnen mit dem Slogan aus den 80er Jahren «Atomkraft? Nein Danke» wehten über der Menschenmenge, die vom Hauptbahnhof über den Bahnhof Friedrichstraße zum Brandenburger Tor zog. Ein großes Transparent am Spreeufer verkündete: «Es geht wieder los!». Mehrere Demonstranten schleppten außerdem ein rund zwei Meter hohes aufblasbares gelbes Kraftwerk mit sich. Auf anderen Plakaten standen Sprüche wie: «Kerngesund? Wir sind nicht blind!», «Atomkraft ins Technikmuseum» oder «Den Atomkonzernen den Stecker rausziehen».

"Den Atomkonzernen den Stecker rausziehen"

Viele Teilnehmer waren in grünen und gelben Kostümen angereist, die Atommüllbehälter symbolisieren sollten. Auch ein schwarzer Block hatte sich in die Reihen der Umweltschutzorganisationen und linken Gruppierungen eingereiht. Zahlreiche prominente Politiker nahmen an der Kundgebung teil, darunter Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse (SPD), die Grünen-Spitzenkandidaten Renate Künast und Jürgen Trittin, die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth, Fraktionschef Fritz Kuhn sowie Linke-Politiker.

Unterstützung erhielten die Atomkraftgegner für ihre Positionen auch vom Umweltbundesamt (UBA). Die Atomenergie sei keine nachhaltige Energieform, sagte UBA-Präsident Jochen Flasbarth im Deutschlandradio Kultur. Das Festhalten am Ausstieg sei essenziell für eine zukunftsfähige Energieversorgung. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller, sagte in Berlin: «Das Gesetz zum geordneten Ausstieg aus der Atomenergie von 2001 war ein Kompromiss, der deutlich hinter dem zurückblieb, was die Umweltbewegung wollte.» Dieser werde aber jetzt von der Union und der Atomwirtschaft infrage gestellt. «Sie spielen mit dem Feuer, denn sie spalten dann die Gesellschaft.»

Mehrheit der Deutschen gegen Laufzeitverlängerung

Laut einer am Samstag von der Umweltschutzorganisation Greenpeace veröffentlichten repräsentativen Umfrage ist die Mehrheit der Deutschen weiterhin gegen eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke. 59 Prozent der vom Meinungsforschungsinstitut TNS- Emnid Befragten gaben an, es solle am vereinbarten Atomausstieg festgehalten werden.

Der Präsident des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Hubert Weiger, sagte bei der Kundgebung: «Machen wir Schluss mit dem atomaren Wahnsinn.» Atomkraftwerke seien gefährlich. Eine Laufzeitverlängerung um zehn Jahre würde den Atommüll um weitere 50 Prozent anwachsen lassen. (dpa)

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.