ZDF: Das Kreuz mit der CSU

Seehofer-Sprecher hat versucht, einen Bericht über Ude zu stoppen. Der findet’s „trottelhaft“.
München - Es klingt wie blanker Hohn: Bei der Eröffnung der Medientage in München forderte Horst Seehofer gestern: „Mehr Pressefreiheit“. Er wolle für die Medien „so wenig politische und rechtliche Hürden wie nötig.“ Am vergangenen Sonntag sah die CSU das noch anders: Da rief Seehofers Parteisprecher Hans-Michael Strepp beim Dienst habenden Redakteure der „heute“-Redaktion des ZDF an, um eine Berichterstattung über die Krönung des SPD-Spitzenkandidaten Christian Ude in der 19-Uhr-Sendung zu verhindern.
Nach AZ-Informationen argumentierte Strepp, es habe noch nie einen Bericht über die Wahl eines Herausforderers auf Landesebene gegeben. Dabei solle es bleiben. Sende das ZDF trotzdem, werde dies „Diskussionen nach sich ziehen“, soll er gedroht haben.
Aber das ZDF ließ sich nicht einschüchtern. „Wir senden, was wir senden, egal wer anruft“, erklärte gestern ZDF-Chefredakteur Peter Frey. Strepp selbst, räumt den Anruf ein, bestreitet aber jeglichen Versuch der Einflussnahme. Dann solle der CSU-Sprecher doch erklären, mit welcher Intention er direkt in der „heute“-Redaktion angerufen habe, kontert ZDF-Chefredakteur Peter Frey.
Auch die SPD fordert Aufklärung. Der Wortlaut des Dialogs müsse dem ZDF-Verwaltungsrat mitgeteilt werden, verlangt Ude. Wenn es eine Tonbandaufzeichnung gebe, wie damals bei Christian Wulff, sei das einfach. Aber man könne ja auch ein Gedächtnisprotokoll anfertigen.
Den Anruf des Seehofer-Sprechers bezeichnet Ude als „trottelhaft“: „Das zeigt, dass die CSU unsere Zweifel an ihren Meinungsumfragen teilt. Denn eine Partei, die tatsächlich die absolute Mehrheit schon im Sack hat, zeigt keine solche Nervosität und dekuvriert sich selber mit all ihrer Panik und Ängstlichkeit.“
SPD-Bundesfraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann will eine Entschuldigung Seehofers, dass die Pressefreiheit auch in Bayern gelte. „Er hätte aus dem Fall Christian Wulff lernen können, dass der Versuch, unliebsame Berichterstattung zu verhindern, scheitern muss.“
Seehofer geht jetzt auf Distanz zu seinem Sprecher. Eine Einflussnahme wäre inakzeptabel und nicht zu tolerieren: „Es widerspräche unserer Grundhaltung. Wir sind eine tolerante Partei.“ Er habe niemanden angewiesen. Ude aber will Konsequenzen sehen: „Die CSU muss sagen, da wurden Grenzen überschritten.“