Zahlreiche Pilger mit Bomben getötet

Die Sicherheitslage im Irak hat sich nach einer Phase der Stabilisierung wieder verschlechtert. Derzeit werden nach Militärangaben rund 100.000 Sicherheitskräfte eingesetzt, um Pilger zu schützen.
von  Abendzeitung
Bagdad nach den Anschlägen
Bagdad nach den Anschlägen © dpa

Die Sicherheitslage im Irak hat sich nach einer Phase der Stabilisierung wieder verschlechtert. Derzeit werden nach Militärangaben rund 100.000 Sicherheitskräfte eingesetzt, um Pilger zu schützen.

Bei einer der blutigsten Anschlagsserien in jüngster Zeit sind im Irak am Montag mindestens 57 Menschen getötet und fast 300 weitere zum Teil schwer verletzt worden. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei gingen alle Anschläge auf das Konto von Frauen. Die Anschlagsserie bedeutet einen schweren Rückschlag für das Vertrauen der irakischen Öffentlichkeit in die verbesserte Sicherheitslage, die zuletzt ein Absinken der Gewalt auf den niedrigsten Stand seit über vier Jahren verzeichnet hatte.

Die Gewalt begann am Morgen in der Hauptstadt Bagdad. Drei Selbstmordattentäterinnen und eine am Straßenrand abgelegte Bombe zielten nach Polizeiangaben in kurzem Abstand auf die Teilnehmer einer schiitischen Wallfahrt zu Ehren eines im achten Jahrhundert verstorbenen Heiligen. Dabei wurden mindestens 32 Menschen getötet und 102 weitere verletzt, wie die Polizei mitteilte. Die USA machten das Terrornetzwerk Al Qaeda für die Anschläge in Bagdad verantwortlich. Die Sprengsätze detonierten im überwiegend schiitischen Bezirk Karradah, mehrere Kilometer von der Pilgerstätte in Kasimija entfernt. Es waren die blutigsten Attentate in Bagdad seit dem 17. Juni, als bei einem Bombenschlag 63 Menschen getötet wurden. Erst am Sonntag waren südlich von Bagdad sieben schiitische Pilger erschossen worden. Die Behörden rechneten zum Höhepunkt der Wallfahrt am Dienstag mit mehreren zehntausend Pilgern und haben die Sicherheitsmaßnahmen in der Stadt drastisch verschärft.

Schutz der Pilger

Nach Militärangaben wurden 100.000 irakische Sicherheitskräfte zum Schutz der Pilgerfahrt abgestellt. Sie sollen von US-Soldaten unterstützt werden. 200 Frauen, die als Freiwillige eingesetzt waren, sollten Pilgerinnen durchsuchen. In der Stadt Kirkuk im Norden des Iraks riss eine Bombe mindestens 25 Menschen in den Tod, 185 weitere wurden verletzt. Ziel des Anschlags war eine kurdische Protestkundgebung gegen den Entwurf eines neuen Wahlgesetzes für die Provinz. Kurdischer Widerstand gegen eine Teilung der Macht im Provinzrat in Kirkuk hat die Verabschiedung des Gesetzes bislang verhindert. Auch hier wurde nach ersten Ermittlungen der Polizei der Anschlag von einer Frau verübt. In der ölreichen Region Kirkuk leben Kurden, Turkmenen, Araber und Angehörige anderer Volksgruppen. Nach dem Anschlag feuerten Kurden Schüsse auf die Büros einer turkmenischen Partei, die sich dem Anspruch der Kurden auf Kirkuk widersetzt. Dabei wurde nach ersten Erkenntnissen der Polizei niemand verletzt. Die Büros wurden unter Polizeischutz gestellt.

US-Streitkräfte räumen Tötung unbescholtener Iraker ein

Die US-Streitkräfte im Irak räumten unterdessen die Tötung von drei unbescholtenen Irakern ein. Die Getöteten seien rechtschaffene Bürger gewesen, hieß es in einem Untersuchungsbericht des US-Militärs. Nach dem Zwischenfall Ende Juni auf einer Zubringerstraße des Flughafens Bagdad hatten die Streitkräfte erklärt, es habe sich um Aufständische gehandelt, die einen Militärkonvoi beschossen hätten. Eine Kette von Missverständnissen habe zu dem tragischen Ergebnis geführt. «Weder die Soldaten noch die Zivilisten waren schuld.» Der Wagen der drei irakischen Bankangestellten näherte sich der Untersuchung zufolge mit großer Geschwindigkeit dem Militärkonvoi und reagierte nicht auf Warnschüsse. Die Soldaten fühlten sich deshalb bedroht und eröffneten das Feuer, wie es weiter hieß. (AP)

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