Zahl der Arbeitslosen soll weiter sinken

Sie schwächelt wieder, die deutsche Wirtschaft. Aber der Chef der Arbeitsagentur Weise sieht keinen Grund zur Panik. Die Konjunkturdelle müsse sich nicht negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken.
Die Zahl der Arbeitslosen wird nach Einschätzung des Chefs der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, auch bei einem Konjunkturabschwung 2009 weiter sinken.
«Zwar lässt die Dynamik auch am Arbeitsmarkt nach, wir rechnen aber trotzdem für 2009 noch mit leicht besseren Zahlen als in diesem Jahr», sagte Weise der in Hamburg erscheinenden «Financial Times Deutschland». Eine Senkung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung von derzeit 3,3 auf 3,0 Prozent sei deswegen rechnerisch möglich. Allerdings wäre das nach Einschätzung Weises «mit Risiken verbunden». Der Chef der Bundesagentur begründete seine optimistische Prognose für den Arbeitsmarkt damit, dass aus demografischen Gründen weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Zudem hätten die Firmen beim jüngsten Abschwung stark rationalisiert, der Spielraum für Personalabbau sei kleiner geworden.
«Es zeichnet sich keine Rezession ab»
Der Konjunkturchef des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH), Udo Ludwig, sagte in der Berliner Zeitung: «Deutschland steckt in einer konjunkturellen Delle, aber nicht am Abgrund. Es zeichnet sich keine Rezession ab.» Die Lage am Arbeitsmarkt werde sich trotz der aktuellen Konjunkturschwäche günstig entwickeln. Er gehe außerdem davon aus, dass die Konjunktur Anfang 2009 wieder etwas anziehe. Auch der Wirtschaftsweise Bert Rürup gibt sich optimistisch. «Die Konjunktur wird sich zwar merklich abschwächen, aber nicht einbrechen», sagte er der Bild-Zeitung. Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt werde zumindest dieses Jahr noch anhalten. «Die deutsche Wirtschaft ist heute deutlich besser aufgestellt und robuster als beim letzten Abschwung 2001», so der Wirtschaftsweise. Das liege an der deutlichen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, zum Beispiel «durch die vernünftige Lohnpolitik, die Steuerreformen und die Reformen am Arbeitsmarkt». In Deutschland waren im vergangenen Monat rund 3,2 Millionen Menschen ohne Arbeit. Die Arbeitslosenquote lag bei 7,7 Prozent. Wie am Donnerstag bekannt wurde, ist die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal 2008 zum ersten Mal seit knapp vier Jahren wieder geschrumpft. Um 0,5 Prozent war das Bruttoinlandsprodukt niedriger als im ersten Quartal 2008.
Zahl der Erwerbstätigen steigt
Gleichzeitig verweist das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Ergebnisse des Mikrozensus, nach denen die Zahl derjenigen, die von ihrer eigenen Arbeit leben können, deutlich gestiegen ist. Binnen Jahresfrist nahm die Zahl um rund eine halbe Million zu - von 33,8 Millionen auf 34,3 Millionen oder von 41 auf 42 Prozent. Bei den Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahren bestritten rund zwei Drittel (65 Prozent) ihren Lebensunterhalt hauptsächlich aus eigener Arbeit. Sechs Millionen (7 Prozent) der insgesamt 82,3 Millionen Menschen in Deutschland lebten 2007 hauptsächlich von öffentlichen Leistungen (ohne Renten und Pensionen). Dies waren 320.000 weniger als im Vorjahr. Ebenfalls rückläufig ist die Zahl der Menschen, die ihren Lebensunterhalt durch Angehörige beziehen. Sie sank zwischen 2006 und 2007 von 23,4 Millionen auf 23,0 Millionen. Weitere 18,5 Millionen lebten 2007 überwiegend von Renten- und Pensionszahlungen (22 Prozent), etwa 130.000 Personen mehr als im Jahr 2006. (nz/epd/AP)