Ypsilanti gibt auf - Schäfer-Gümbel tritt an

Die Unvollendete hat kapituliert: Noch einen Wahlgang gegen Koch will die hessische SPD-Vorsitzende nicht wagen. Stattdessen schlägt sie ihrer Partei einen engen Vertrauten als Spitzenkandidaten vor.
Der Gießener SPD-Politiker Thorsten Schäfer-Gümbel ist vom Parteirat als Spitzenkandidat für die Neuwahl des hessischen Landtags im Januar einstimmig nominiert worden. Schäfer-Gümbel kündigte am Samstag in Frankfurt am Main einen engagierten Wahlkampf an: «Ich verspreche allen: Jetzt erst recht», betont der 39-Jährige. Es hätten schon viele versucht, «uns kleinzureden». Schäfer-Gümbel zeigte sich überzeugt, die SPD habe in ihrem Wahlprogramm die richtigen Themen wie Bildungsgerechtigkeit, Arbeitnehmerrechte und Energiewende. Koalitionsmöglichkeiten werde die SPD diesmal nicht ausschließen. Es gelte das Motto: «Sag niemals nie». Die hessische SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti tritt somit zur Neuwahl des Landtags im Januar nicht mehr als Spitzenkandidatin an. Vor dem Parteirat der Hessen-SPD schlug sie am Samstag den Landtagsabgeordneten Schäfer-Gümbel als Nachfolger in dieser Position vor. Der Hessische Rundfunk hatte zuvor gemeldet, der ursprünglich als neuer Spitzenkandidat genannte nordhessische SPD-Vorsitzende Manfred Schaub habe es abgelehnt, die Partei in die Neuwahlen zu führen. Schäfer-Gümbel wird zum linken Parteiflügel und den Vertrauten Ypsilantis in der hessischen SPD gezählt.
Die erste Meldung über die Personalie lancierte am Samstag die «Süddeutsche Zeitung» (Online-Ausgabe). Auch nach Angaben der «Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen» vom Samstag übernimmt der 39 Jahre alte Landtagsabgeordnete, ein enger Vertrauter der Landes- und Fraktionsvorsitzenden Andrea Ypsilanti, die Kandidatur. Am Rande des SPD-Parteirats in Frankfurt/Main wurde der Politikwissenschaftler vom linken Parteiflügel ebenfalls als aussichtsreicher Kandidat genannt. Ypsilanti wollte sich vor dem Parteirat der hessischen SPD erklären, der am Samstag in Frankfurt am Main hinter verschlossenen Türen tagte. Eine Pressekonferenz wurde für den Mittag angekündigt. Parteisprecher Frank Steibli lehnte auf Anfrage jeden Kommentar zu den Meldungen über einen Verzicht Ypsilantis und die Spitzenkandidatur Schäfer-Gümbels ab. Die Landesvorsitzende selbst wollte sich beim Eintreffen zu der Sitzung in Frankfurt nicht äußern. Von den etwa 80 Parteiratsmitgliedern wurde sie mit Beifall begrüßt. Der südhessische SPD-Vorsitzende Gernot Grumbach sagte vor Journalisten: «Die Lösung bahnt sich an.» Er betonte, Ypsilanti entscheide selbst über ein neuerliches Antreten als Spitzenkandidatin. Sie sei eine «kluge, strategisch denkende Frau», fügte Grumbach hinzu. (nz/AP/dpa)