Wut auf das System
Die Bilder sind schon beeindruckend. Tausende Menschen auf der Straße, erkennbar wütend, ihre Gesichter sagen: Es reicht! Überall auf der Welt sehen diese Gesichter gleich aus, in New York, in Madrid, in München. So wie die Botschaften weltweit die gleichen sind: Nieder mit der Macht der Banker! Wir lassen uns die Zukunft nicht kaputtmachen!
Es sind keine Berufsdemonstranten, die bei diesen Kundgebungen mitmachen, es sind ganz normale Bürger aus der Mittelschicht. Leute, die vielleicht CSU wählen und stolz sind auf ihre Eigentumswohnung. Die wollen, dass ihre Kinder gut ausgebildet werden. Es sind Leute, die nicht verstehen, warum Geld für Rettungsschirme da ist, aber nicht für Kindergartenplätze und Lehrer im Gymnasium.
Was sich bei diesen Protesten artikuliert, ist weniger eine durchdachte Kritik an den Plänen zur Rettung des Euro. Denn dafür gibt es, wenn man ehrlich ist, keine Alternative. Bei den Demonstrationen zeigt sich vielmehr die Wut auf ein System, das sich kalt und technokratisch gibt, das Banken für wichtiger hält als Menschen. Und das nun schon zum zweiten Mal eben jene unterstützt, die an dem ganzen Schlamassel eine Mitschuld tragen.
Die Proteste haben zumindest in Deutschland vor allem eine moralische Kategorie, weniger eine wirtschaftliche. Den meisten Deutschen geht es heute gut, die Arbeitslosigkeit ist niedrig, der Wohlstand wächst. Doch die Schuldenkrise nimmt den Menschen den Glauben an die Zukunft.
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