Wurschtigkeit
Der AZ-Chefreporter Matthias Maus über seltsame Wirtschaftspolitik.
Dass die CSU die Alpen, das Weißbier und den Chiemsee erfunden hat, ist wohl bekannt. Ebenso bekannt sind die Erfolge der bayerischen Wirtschaft und die Selbstverständlichkeit, mit der die Staatsregierung diese für sich reklamiert. Die Realität allerdings sieht etwas nüchterner aus.
Wenn zum Beispiel im fernen Schanghai eine der wichtigsten Messen Asiens unter namhafter Beteiligung der Münchner Messe steigt, dann findet sich niemand aus der Staatsregierung, die dieses Ereignis mit seiner Anwesenheit adeln möchte. Man mag das unwichtig finden. Manager vor Ort wissen aber sehr wohl, dass zur Kontaktpflege ein Minister wichtiger ist als ein Generalkonsul. Im Haus von Minister Zeil oder in der Staatskanzlei sieht man das anscheinend nicht so.
Das ist kein Einzelfall. Eine Wirtschaftsdelegation aus Brasilien wird in Berlin von der Kanzlerin empfangen. In München gab’s nicht mal einen Staatssekretär. Und wenn in Nürnberg die weltwichtigste Bio-Messe steigt, dann schicken die USA eine Ministerin, für den erkrankten bayerischen Kollegen findet sich kein Ersatz.
Drei Beispiele, ein Eindruck: Es herrscht Wurschtigkeit. Bayerns Wirtschaft boomt trotz, nicht wegen Schwarz-Gelb.
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