Wulffs Vermächtnis

"Merkels Rede war ergreifend - dank der Vorarbeit von Wulff." AZ-Redakteurin Vanessa Assmann über die Gedenkfeier für Opfer rechter Gewalt.
von  Vanessa Assmann

Die Gedenkfeier für die Opfer rechtsextremer Gewalt war würdig und bewegend. Es war wichtig, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel die Hinterbliebenen unumwunden um Verzeihung bat. Und es war wichtig, dass die Angehörigen von der Erniedrigung durch falsche Verdächtigungen sprachen. In einer Zeit, in der noch immer nicht klar ist, warum die brutalen Taten der Thüringer Terrorzelle so lange unentdeckt blieben, geht von der Gedenkfeier die wichtige Botschaft aus: Wer in einem offenen Land leben will, darf die Augen nicht verschließen.

Und noch eine andere Erkenntnis gehört zum gestrigen Tag: Dass die Veranstaltung so gut gelang, ist einem Mann zu verdanken, der nicht dabei war: Ex-Bundespräsident Christian Wulff. In kleinen Momenten schien sein Engagement hindurch. So, als Ismail Yozgat, Vater eines Mordopfers, dem Ex-Präsidenten „von ganzem Herzen dankte“. Und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hätte ohne Wulffs Vorarbeit wohl keine so ergreifende Rede halten können. In Vorgesprächen hätten die Familien zu Wulff gesagt: „Wir wollten einfach nur wie normale Menschen behandelt werden.“

Nein, bei seinem Herzensthema beschränkte sich Wulff nicht nur auf Worte. Bei allem Erschütterndem, was in den vergangenen Monaten über seine Vermischung von Privatem und Amtsgeschäften zu erfahren war und nun Sache der Staatsanwaltschaft ist: Sein Vermächtnis sind nicht nur Affären, sondern auch sein Einsatz beim Thema Integration.

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