Wulff rechnet ab: "Mein Rücktritt war falsch"

Ex-Bundespräsident Christian Wulff rechnet in seinem autobiografischen Buch „Ganz oben Ganz unten“ mit Vertretern von Justiz und Medien ab. Er räumt aber auch eigene Fehler ein.  
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Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff stellt am 10.06.2014 in Berlin sein Buch "Ganz oben ganz unten" vor.
dpa Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff stellt am 10.06.2014 in Berlin sein Buch "Ganz oben ganz unten" vor.

Vor knapp zweieinhalb Jahren war er als Bundespräsident zurückgetreten, nun hat Christian Wulff seine Sicht der Dinge auf 264 Seiten dargestellt. Die Vorstellung seines Buchs "Ganz oben Ganz unten" am Dienstag in Berlin nutzte Wulff zu scharfer Kritik an Justiz und Medien wegen ihrer Rolle in der Affäre um ihn. Gleichzeitig räumte er eigene Fehler ein.

Berlin - Wulff begründete das Buch mit seinem Wunsch, "als Mensch" seine Sicht der Dinge darstellen, aber auch seine "Ehre" wiederherstellen zu wollen. Er zeigte sich insbesondere enttäuscht und empört darüber, dass sein Freispruch vor Gericht im Februar von vielen Medien nicht recht anerkannt worden sei. Der Inhalt des Buchs war – anders als in solchen Fällen üblich – vorab nicht veröffentlicht worden. Wulff kritisierte auf einer Pressekonferenz mit Blick auf den Verlauf der Affäre vor zweieinhalb Jahren wie sich "Medien und Justiz gegenseitig die Bälle zugespielt haben". Dies bedrohe das Prinzip der Gewaltenteilung und sei eine "ernstzunehmende Gefahr für unsere Demokratie", sagte er.

Scharf ging Wulff insbesondere mit der Staatsanwaltschaft in Hannover ins Gericht, die "unter dem Druck der veröffentlichten Meinung meinte handeln zu müssen". Der Antrag auf Aufhebung der Immunität Wulffs durch die Staatsanwaltschaft hatte dessen Rücktritt vor gut zwei Jahren schließlich ausgelöst. Wulff nannte es einen "rechtspolitisch hochproblematischen Vorgang", wenn eine einzelne Staatsanwaltschaft so den Präsidenten des Landes zum Rücktritt zwingen könne.

Mit Blick auf die Medien rügte Wulff "Jagdfieber" und "zerstörerische Häme" und forderte "mehr Respekt und mehr Wohlwollen". Ausdrücklich nannte er die "Bild"-Zeitung und sprach von "Verfolgung" durch den Springer-Verlag. Der frühere Präsident gab zu, auch selbst Fehler gemacht zu haben. Konkret wurde er auf Nachfrage: Es wäre "gelegentlich gut gewesen, größere Distanz zu wahren", sagte er mit Blick auf Urlaube bei befreundeten Unternehmern. Auch hätte er eine Anfrage im niedersächsischen Landtag nicht nur formal korrekt, sondern "umfassender" beantworten sollen. Dabei ging es um die Herkunft eines Kredits für sein Privathaus, womit die Affäre begonnen hatte.

Als Fehler bezeichnete Wulff auch das Hinterlassen der inzwischen berühmten Nachricht auf der Mailbox des "Bild"-Chefredakteurs Kai Diekmann im Verlauf der Affäre. Wulff hatte damals von "Krieg" und vom "Bruch mit dem Springer-Verlag" gesprochen. Trotz dieser Eingeständnisse beharrte Wulff darauf, dass er "auch heute noch der Richtige im Amt" des Bundespräsidenten wäre. Sein Rücktritt sei insofern "falsch" gewesen. Wulff betonte aber, dass der Rückzug vom höchsten Amt im Staat nach dem Antrag auf Aufhebung der Immunität unvermeidlich gewesen sei.

"Große Fehler" haben nach den Worten Wulffs auch Politiker seiner eigenen Partei CDU gemacht, indem sie im Verlauf der Affäre "weitgehend abgetaucht" seien. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nahm Wulff aus: Sie habe "immer zu mir gestanden und niemals Druck ausgeübt". Er habe auch heute noch "guten Kontakt" zu ihr. Wulff war im Februar 2012 als Bundespräsident zurückgetreten, nachdem die Staatsanwaltschaft Hannover Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorteilsnahme angekündigt hatte.

Im Februar diesen Jahres wurde Wulff freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft kündigte Revision an, die bis Donnerstag mit schriftlicher Begründung eingereicht sein muss. Wulff zeigte sich zuversichtlich, dass sein Freispruch "in Stein gemeißelt als Ehrenerklärung" Bestand haben werde.

 

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