Interview

Wolfgang Stefinger: "Wir sollten übrige Impfdosen zügig abgeben"

Ohne eine höhere Quote in Afrika sei die Pandemie nicht in den Griff zu bekommen, sagt MdB Wolfgang Stefinger.
von  Rosemarie Vielreicher
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Stefinger aus München ist Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Stefinger aus München ist Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. © ho

AZ-Interview mit Wolfgang Stefinger: Der 36-Jährige ist seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages, er wurde im Wahlkreis 218 München-Ost direkt gewählt. Von Mai 2008 bis Mai 2014 war er Mitglied im Bezirksausschuss 16 Ramersdorf-Perlach sowie stellvertretender Sprecher der CSU-Fraktion. 

AZ: Herr Stefinger, gerade einmal rund zwei Prozent der Bevölkerung in Afrika sind bisher zweimal geimpft. Wie beeinflusst das die Entwicklung der Pandemie, auch bei uns?
WOLFGANG STEFINGER: Wenn wir die Pandemie nicht weltweit in den Griff bekommen, wird sie relativ schnell wieder zurückkommen. Es ist eine globale Anstrengung, deswegen dürfen wir die Entwicklungsländer nicht vergessen.

Was fordern Sie?
Ich möchte, dass wir unsere Ziele einhalten und Impfdosen, die wir aktuell nicht brauchen, nicht hier horten oder gar verfallen lassen, sondern diese möglichst zügig in die Entwicklungsländer bringen.

"Es ist nicht die erste Pandemie, bei der wir helfen"

Wie schnell ist das möglich? Man muss sie ja weit transportieren und kühl lagern.
Es ist meines Erachtens möglich, weil wir auf eine gute Infrastruktur zurückgreifen können - es ist nicht die erste Pandemie, bei der wir helfen. Denken Sie an Ebola. Der entscheidende Punkt ist natürlich, die Kühlkette nicht zu unterbrechen. Aber aufgrund unserer Technik sehe ich auch hier kein Problem.

Nicht benötigte Impfdosen sollten zügig abgegeben werden

Die Bundesregierung wollte bis Ende des Jahres 30 Millionen Dosen in Entwicklungsländer abgeben. Wie weit ist man da?
Die konkrete Zahl weiß ich aktuell nicht. Wir haben die internationale Impfallianz mit 2,2 Milliarden Euro unterstützt und starten in diesen Tagen mit der ersten Lieferung. In den 29 ärmsten Ländern stehen nur 1,6 Dosen pro 100 Einwohner zur Verfügung. In Industrieländern sind es 98,2 Impfdosen. Das ist ein gewaltiger Unterschied! Deswegen sollten wir die bei uns nicht benötigten Impfdosen abgeben, und zwar zügig. Die Bundesregierung unterstützt aktuell zudem die Impfstoffproduktion auf dem afrikanischen Kontinent. Das verkürzt die Transportwege und ist auch ein Know-how-Transfer.

Wie sehr leidet Afrika unter Corona?
Was mir Sorge macht, sind die Folgethemen durch Corona - und das ist: Hunger. Die Menschen haben teils nichts mehr zu essen, konnten die Felder durch die Lockdowns nicht mehr bestellen, die oft einzige Mahlzeit des Tages für Schüler fällt aus durch geschlossene Schulen. Diese Situation kann auch dazu führen, dass sich die Menschen auf den Weg machen müssen. Stichwort: Migration. Deshalb braucht es auch schnelle Hilfe gegen den Hunger.

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