Wo Merkel Mamusia ist

Mit gemischten Gefühlen erwartet das Ausland die Wahlen in Deutschland
München Nicht jeder geht so weit die niederländische Zeitung „Volkskrant“, die es „ungerecht“ findet, „dass nur die Deutschen abstimmen dürfen“ am Sonntag. Die Wahlen gingen „alle Europäer an“. Die Bundestagswahlen werden von den Nachbarn mit Argusaugen beobachtet.
Frankreich:
Mit dem Sozialisten François Hollande wird Bundeskanzlerin Angela Merkel nur langsam warm. Der Präsident beehrte die SPD zur 150-Jahr-Feier, und dennoch halten sich die Sozialisten deutlich zurück mit SPD-Wahlhilfe. Ein Steinbrück-Sieg machte Hollande die Führungsrolle unter Europas „linken“ Regierungen streitig. Außerdem fürchtet Paris des Kandidaten unverblümte Art. „Wir können mit allen“, heißt es anonym aus dem französischen Außenministerium. Und Merkel habe sich bei wichtigen Punkten wie dem Konjunkturprogramm 2012 bewegt.
Russland:
Präsident Putin bewundert die Krisenmanagerin Merkel und will sie behalten. Die Stabilität des Euro ist den Russen wichtig (sie halten 40 Prozent ihrer Devisenreserven in Euro), und sie schätzen den verlässlichen Kunden für ihr Erdgas. Symbolträchtig legte Putin auf dem G-20-Gipfel in Petersburg der Kanzlerin eine Decke um die fröstelnden Schultern, nach dem Motto. „Wir halten Euch warm.“
Polen:
Beim östlichen Nachbarn ist Merkel populärer als Barack Obama. 76 Prozent der Polen finden Merkel gut. „Ukochana Mamusia“, geliebte Mutter, überschrieb „Newsweek Polska“ ein Porträt.
Großbritannien:
David Cameron braucht Merkel – als wichtigste Verbündete auf dem fremden Kontinent. Das Land, das zunehmend von Bankgeschäften lebt, wünscht sich eine Industrie zurück: Politiker beneiden dabei Deutschland vor allem um „the mittelstand“, den es so im Königreich nicht mehr gebe.
Griechenland:
Die Griechen lieben Politik, und sie interessieren sich stark für die Bundestagswahlen. Merkel ist ein Feindbild. Für die Gemäßigten sitzen in Berlin „die Kolonialisten, für die Radikalen „die Besatzer“. Die Griechen wissen, dass sie von den Milliarden-Hilfspaketen der EU abhängig sind, und sie sind froh, dass ihre Misere im deutschen Wahlkampf kaum eine Rolle spielt. mm