Wirtschaftsprüfer: Promi-Bonus bei Haderthauers
München - Hat das Finanzamt Ingolstadt bei den Steuererklärungen der Haderthauers beide Augen zugedrückt? Zu diesem Schluss kommt die vorläufige Analyse eines Wirtschaftsprüfers, der im Auftrag des ehemaligen Geschäftspartners die Steuerunterlagen gesichtet hat.
Der Landtagsabgeordnete Peter Bauer (Freie Wähler), der wegen der schweren Vorwürfe bereits die Suspendierung von Hubert Haderthauer als Landgerichtsarzt gefordert hat (AZ berichtete), will jetzt auch die steuerrechtliche Behandlung des Ehepaars durch das Ingolstädter Finanzamt zum Gegenstand im Untersuchungsausschuss machen.
Mit Blick auf den ihm vorliegenden Bericht des Wirtschaftsprüfers will er im Bedarfsfall auch das Finanzministerium einschalten: „Die Vorgänge sind mehr als erklärungsbedürftig.“
So sieht es auch der Nürnberger Rechtsanwalt Malte Magold, der den ehemaligen Haderthauer-Geschäftspartner Roger Ponton vertritt. „Eine derartige Vorgehensweise der Finanzbehörde wie in diesem Fall, darf ein normaler Steuerzahler wohl kaum erwarten“, umschreibt Magold den seiner Ansicht nach im Raum stehenden Promi-Bonus, der Ex-Staatskanzleichefin Christine Haderthauer und ihrem Mann Hubert zuteil geworden wäre.
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Ungleich deutlicher fällt das Ergebnis des Wirtschaftsprüfers aus, der unter Umständen sogar eine Prüfung des Falls durch den Rechnungshof für notwendig hält, wie seinem Bericht zu entnehmen ist. Dort heißt es zum Beispiel: „Insgesamt muss man feststellen, dass der Vorgang nicht der typischen Abarbeitung im Finanzamt entspricht.“ An anderer Stelle ist von „Kuriositäten“ die Rede.
Für den Landtagsabgeordneten Bauer, der selbst im parlamentarischen Untersuchungsausschuss sitzt, ist die „spezielle Sachbearbeitung“ der Finanzbehörden nur ein weiteres Indiz für eine „ausgeprägte Amigo-Kultur“ in Ingolstadt. Er erinnert dabei an die Zivilklage von Dreifachmörder Roland S., der für die Haderthauers die teuren Oldtimermodelle konstruierte, gegen seinen ehemaligen Auftraggeber Hubert Haderthauer. Das Verfahren musste an das Landgericht München abgegeben werden.
Bauer spricht damit eine in dieser Form wohl beispiellose Aktion der Ingolstädter Justiz an. Alle 17 Richter hatten sich wegen ihrer angeblichen Nähe zu den Haderthauers für befangen erklärt (AZ berichtete). Ein zweifelhafter Vorgang, wie der FW-Abgeordnete meint: „Es kann ja wohl nicht sein, dass bei einem Gericht in der Größenordnung Ingolstadts kein einziger Richter die notwendige Distanz und Unabhängigkeit mitbringt, um diese Klage neutral bearbeiten zu können.“
Gegen Christine und Hubert Haderthauer, die private Geschäfte mit psychisch kranken Straftätern machten, laufen Ermittlungen wegen des Verdachts des Betruges und der Steuerhinterziehung.