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Nun hat auch die Slowakei den Euro – für viele Bürger Grund zum Jubeln: „Wir haben ihn früher als die Tschechen!“ Die Erfolgsstory des kleinen Landes an der Hohen Tatra
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Stolz zeigt diese Frau in Bratislava um kurz nach Mitternacht ihre frisch gezogenen Euro-Scheine.
dpa Stolz zeigt diese Frau in Bratislava um kurz nach Mitternacht ihre frisch gezogenen Euro-Scheine.

BRATISLAVA - Nun hat auch die Slowakei den Euro – für viele Bürger Grund zum Jubeln: „Wir haben ihn früher als die Tschechen!“ Die Erfolgsstory des kleinen Landes an der Hohen Tatra

Bei uns hat er gestern exakt seinen zehnten Geburtstag gefeiert, in der Slowakei wurde er mit Feuerwerk und großen Partys zum Einstand begrüßt: der Euro. Die Euphorie in dem osteuropäischen Land ist groß, direkt nach Mitternacht stürmten die Bürger an die Geldautomaten, zogen die neuen Scheine und wedelten freudig damit herum oder zeigten ihre Starterkits mit „eurovych minci“.

Seit Monaten leuchtet eine riesige Euro-Münze verheißungsvoll von einem Plakat an der Außenfassade der slowakischen Nationalbank in der Hauptstadt Bratislava. Ein bisschen Wehmut über den Verlust der nationalen Währung – das Gejammer um die Aufgabe der D-Mark dürfte vielen hier noch in den Ohren liegen – hört man auch in der Slowakei: „Ein Stück unserer Identität geht von uns“, so Ministerpräsident Robert Fico – immerhin war die slowakische Krone seit 1993 das Symbol der Loslösung von den Tschechen. Und dennoch ist die Begeisterung groß.

Besserer Schutz gegen die Finanzkrise

Der Vizegouverneur der slowakischen Notenbank, Martin Barto, zur AZ: „Es hat auch mit Prestige zu tun: Wir sind die Ersten. Wir haben den Euro früher als die Tschechen.“ Aktuell ist die Zustimmung wegen der Finankrise noch gewachsen: Weil die slowakische Krone als Vorbereitung schon in den letzten Monaten an den Euro gekoppelt war, wurde sie anders als die anderen Ost-EU-Währungen nicht Opfer von Spekulationen.

Wie hat es das kleine Land an der ukrainischen Grenze es so schnell geschafft, im Euro-Klub aufgenommen zu werden und Länder wie Ungarn, Tschechien und Polen hinter sich zu lassen? Mit einer Flat-Tax von 19 Prozent hat die Slowakei viele Investoren gelockt. Die bis 2006 amtierende konservative Regierung setzte zudem strenge Renten-, Gesundheits- und Sozialreformen durch. Ohne sie hätte die Slowakei die für den Euro-Beitritt entscheidenden Maastricht-Kriterien nicht erfüllt, sagen Experten.

188 Millionen neue Scheine

Und jetzt ist er da, der Euro. Schwer bewachte Laster haben in den letzten Wochen aus dem nur 100 Kilometer entfernten Wien 188 Millionen Euro-Scheine und tonnenweise Münzen nach Bratislava gebracht. Seine Münzen will der 5,5-Millionen-Einwohner-Staat in Zukunft selbst prägen. In Kremnica gibt es die älteste Münzpräge Europas, die seit dem 14. Jahrhundert in Betrieb ist. Dort werden in Zukunft die Münzen mit slowakischen Motiven wie dem Doppelkreuz aus dem Wappen, der Burg von Bratislava und dem Ochsenhorn, dem berühmten Berg in der Hohen Tatra, hergestellt.

Um die Bürger an die neuen Geldeinheiten zu gewöhnen, ist es schon seit August Pflicht, alle Waren doppelt auszuzeichnn – von überbackenen Knödeln in der Kantine bis zur Adidas-Handtasche im Sportgeschäft. Der Umrechnungskurs: 30,1260 Kronen sind ein Euro.

Spezielle Info-Kampagnen für Roma und Rentner

In einer aufwändigen Kampagne hat die slowakische Regierung für den Euro geworben. Viera Berkyova (17), Gewinnerin der slowakischen Version von „Deutschland sucht den Superstar", trällert dem Euro ein Willkommenslied. Der Violinist Karel Adam, Angehöriger der Volksgruppe der Roma, tourt mit einer Künstlergruppe durchs Land, um die Roma, die oft nicht mit Medien in Berührung kommen, über den Euro aufzuklären. Auch für die Rentner gibt es spezielle Info-Kampagnen.

Damit sich der Euro nicht als Teuro entpuppt, sollen Ladenbesitzer bestraft werden, die die Währungsumstellung zur Verteuerung ihrer Waren nutzen. Haftstrafen hält Vizegouverneur Barto allerdings für unwahrscheinlich: „Es geht mehr um die symbolische Bedeutung.“

Elena Panagiotidis

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