Wieder Tote bei Ausschreitungen in Kairo
Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi sind am Dienstag in Kairo sechs Menschen getötet worden. 85 weitere Menschen hätten in der Nähe der Kairoer Universität Verletzungen erlitten.
Kairo - Das berichtete die Tageszeitung "Al-Ahram" auf ihrer Webseite unter Berufung auf das ägyptische Gesundheitsministerium. Übergangspräsident Adli Mansur rief die Bürger in einer Fernsehansprache erneut zur Versöhnung auf.
Mursi war am 3. Juli nach Massenprotesten gegen seine islamistische Herrschaft vom Militär gestürzt worden. Er wird seitdem an einem unbekannten Ort und ohne Anklage festgehalten. Die Anhänger der Muslimbruderschaft, aus der Mursi kommt, demonstrieren nahezu ununterbrochen für seine Wiedereinsetzung ins Amt. Dabei kommt es immer wieder zu blutigen Ausschreitungen.
Die EU-Außenminister forderten in einer gemeinsamen Erklärung ausdrücklich "die Freilassung aller politischen Häftlinge, Mohammed Mursi eingeschlossen". Auch die USA verlangten ein Ende aller politisch motivierten Festnahmen und Inhaftierungen in Ägypten. "Und wenn ich das sage, schließt es auch Mohammed Mursi mit ein", fügte Regierungssprecher Jay Carney in Washington hinzu.
Die jüngsten Zusammenstöße ereigneten sich am frühen Dienstagmorgen vor der Universität Kairo im Stadtteil Giza. Mursi-Anhänger campieren dort schon seit dem Sturz des islamistischen Präsidenten. Aus bisher unklaren Gründen gerieten sie mit Mursi-feindlichen Zivilisten aneinander. Bei den Krawallen seien Steine und Schusswaffen eingesetzt worden, berichteten örtliche Medien. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Seiten zu trennen.
Einen Toten hatte es nach den offiziellen Angaben bereits am Montagabend in der Nähe des Tahrir-Platzes gegeben, wo die Mursi-Gegner ihre Zelte aufgeschlagen haben. Bei Zusammenstößen in der Provinz Al-Kaljubija nördlich von Kairo kamen zwei Menschen um.
Vor dem Hintergrund ständiger Zusammenstöße mit Toten und Verletzten forderte Übergangspräsident Mansur die Ägypter zur Versöhnung auf. "Es ist höchste Zeit, ein Land zu werden, das sich mit der Vergangenheit ausgesöhnt hat, um die Zukunft zu bauen", sagte er in seiner Fernsehansprache am Montagabend.
Im Norden der Halbinsel Sinai griffen bewaffnete Extremisten erneut Polizeiwachen an. Auch eine Rundfunkstation und der Klub der Polizei in der Provinzhauptstadt Al-Arisch wurden attackiert. Ein Soldat wurde getötet, eine Zivilistin erlitt Verletzungen. Das bestätigten Sicherheitskreise in Al-Arisch. Seit dem Sturz Mursis haben sich die Angriffe bewaffneter Extremisten im Norden des Sinais auf Einrichtungen der Sicherheitskräfte intensiviert.
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