Wieder Schüsse auf Demonstranten in Syrien
Damaskus/Kairo - Mindestens zehn Menschen starben nach Angaben von Regimegegnern, fünf von ihnen im Vorort Arbain bei Damaskus. In der Hauptstadt sowie in der südlichen Provinz Daraa und in der zentralen Stadt Homs gingen nach dem Freitagsgebet Zehntausende auf die Straße, um gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad zu demonstrieren. Aktivisten hatten im Internet unter dem Motto "Freitag mit Gott an unserer Seite" zu Kundgebungen aufgerufen.
Der Feldzug der Regime-Truppen gegen die Protesthochburg Hama ging unterdessen mit unverminderter Härte weiter. Nach Berichten von Aktivisten starben dort allein am Donnerstag mehr als 100 Menschen, als die Sicherheitskräfte mit scharfer Munition in eine Massenkundgebung schossen. Von unabhängiger Seite können derartige Nachrichten in Syrien nicht bestätigt werden. Das Regime in Damaskus lässt keine Journalisten im Land arbeiten.
Seit Beginn einer Großoffensive gegen Hama am vergangenen Sonntag sollen aber schätzungsweise mehr als 200 Zivilisten ums Leben gekommen sein. Die Stadt hatte sich zuvor fast zwei Monate lang in einer Art befreitem Zustand befunden, weil sich die Sicherheitskräfte in dieser Zeit völlig aus der Stadt zurückgezogen hatten.
Den nun im Gang befindlichen Rachefeldzug seiner Truppen stellte das Regime als "Wiederherstellung von Recht und Ordnung" dar. "Bewaffnete terroristische Gruppen begingen Sabotage- und Tötungsakte, indem sie Barrikaden errichteten, Straßen sperrten, Polizeiwachen angriffen und niederbrannten und verschiedene Waffen benutzten", heißt es in einer Stellungnahme der staatlichen Nachrichtenagentur Sana.
US-Außenministerin Hillary Clinton verurteilte das Vorgehen der syrischen Regierung. "Wir sehen diese Woche, wie das Assad-Regime die Gewalt gegen sein Volk fortsetzt und intensiviert", erklärte sie am Donnerstag (Ortszeit) nach einem Treffen mit ihrem kanadischen Amtskollegen John Baird in Washington. Die Führung in Damaskus machte sie für die Tötung von rund 2000 Menschen seit dem Ausbruch der Proteste vor viereinhalb Monaten verantwortlich.
Clinton sagte: "Die jüngste Tötung eines Einjährigen durch die Panzer und Truppen des syrischen Regimes ist ein sehr eindringliches Beispiel dafür, was sich abspielt." Assad habe seine Legitimität verloren. Washington unterstütze die Erklärung des UN-Sicherheitsrats vom Vortag, die das Regime in Damaskus wegen der Gewalt gegen die Bürger gerügt hatte.