Wie Steinbrück mit seinen Debatten sich selbst und der SPD schadet
Der ARD-Deutschlandtrend lehrt die Sozialdemokraten das Fürchten: Steinbrücks Chancen im Duell mit Merkel schwinden nur so dahin
BERLIN Ausgerechnet Westerwelle. Ihn, der den Titel „Mr. Unbeliebt“ lange Zeit quasi als Zweitnamen führt, muss Peer Steinbrück nun im Beliebtheitsvergleich an sich vorbeiziehen lassen. Es ein Desaster für den Mann, der die SPD im Bund an die Macht bringen soll. Und nur eines der Ergebnisse aus dem ARD-Deutschlandtrend, das den freien Fall des SPD-Kanzlerkandidaten dokumentiert.
Nur noch 36 Prozent der Deutschen sind demnach mit der Arbeit des SPD-Kanzlerkandidaten zufrieden. Minus 12 Punkte im Vergleich zu Dezember. Dabei hatte er nach Bekanntgabe seiner Kandidatur im Oktober nur knapp hinter Kanzlerin und Beliebtheits-Spitzenreiterin Bundeskanzlerin Angela Merkel gelegen. Heute erscheint deren Zufriedenheitswert unerreichbar: 65 Prozent.
Ob horrende Redner-Honorare oder die Debatte ums Kanzlergehalt: Steinbrück verspielt die Sympathien. „Er kann es“, hatte der „Spiegel“ im Herbst 2011 Jahr getitelt. Ein Jahr später sah es auch die Partei selbst so und machte ihn zum Kanzlerkandidaten. Doch je näher die Bundestagswahl rückt, desto weniger Deutsche scheinen daran zu glauben, dass er’s kann.
Auch unter Parteianhängern wächst der Eindruck, dass Steinbrück sich um Kopf und Kanzleramt redet: Waren es im Dezember noch 79 Prozent, die ihn statt Merkel als Kanzler wollten, sind es nun nur 63 Prozent. Nie seit seiner Ernennung im Oktober waren seine Chancen im Duell mit Bundeskanzlerin Angela Merkel schlechter. Gäbe es eine Direktwahl, würden 55 Prozent der Deutschen für Bundeskanzlerin Angela Merkel stimmen – aber nur 30 Prozent für Steinbrück
Für die SPD allgemein hält sich der Schaden in Grenzen: Würde am kommenden Sonntag gewählt, käme sie auf 28 Prozent, ein Punkt weniger als zuvor. Laut Deutschlandtrend liegt dies „im üblichen Schwankungsrahmen der Partei“. Die Union wäre mit unverändert 41 Prozent stärkste Kraft, die Grünen kämen auf 14 Prozent (plus zwei), die Linke auf sechs Prozent (unverändert). Die FDP wäre mit lediglich vier Prozent raus aus dem Bundestag.
Natürlich wachsen jetzt die Sorgen, dass die Steinbrück-Flaute der Niedersachsen-SPD den Wind aus den Segeln nehmen könnte. Aktuelle Umfragen sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen von Rot-Grün und Schwarz-Gelb voraus. Dabei sehnt die SPD den Machtwechsel so sehr herbei: Er würde Rot-Grün eine Mehrheit im Bundesrat bescheren – als willkommene Konstellation, um der schwarz-gelben Koalition Druck zu machen.
Was also, wenn die Wahl in Niedersachsen verloren geht? Diese Möglichkeit will in der SPD derzeit noch niemand öffentlich durchspielen. Stattdessen nehmen sich die Sozialdemokraten zum Abschluss der Fraktionsklausur an diesem Freitag vor, mit Inhalten zu punkten: mit einer Mietpreisbremse und mehr Kindergeld.