Wie sicher ist Obama?

Nach den aufgeflogenen Attentatsplänen auf den Demokraten wird knapp eineWoche vor der US-Wahl eine alte Sorge laut. Der Kandidat gibt sich gelassen, doch die Angst vor Anschlägen ist nicht unbegründet.
von  Abendzeitung
Er zieht Massen an, und der Secret Service ist immer dabei: Barack Obama bekam früher Schutz als alle anderen Präsidentschafts-Kandidaten.
Er zieht Massen an, und der Secret Service ist immer dabei: Barack Obama bekam früher Schutz als alle anderen Präsidentschafts-Kandidaten. © ap

Nach den aufgeflogenen Attentatsplänen auf den Demokraten wird knapp eineWoche vor der US-Wahl eine alte Sorge laut. Der Kandidat gibt sich gelassen, doch die Angst vor Anschlägen ist nicht unbegründet.

Der Kandidat hat zu dem Thema einen Standardsatz: „Ich habe den besten Schutz der Welt.“ Natürlich sei seine Kandidatur mit Risiken verbunden, „wie alles in der Welt“. Aber nein, sagt Barack Obama, er habe keine besondere Angst vor einem Attentat. Viele seiner Anhänger sehen das anders, und dieMeldung vom aufgeflogenen Mordkomplott zweier Skinheads steigern die Nervosität. Experten beeilten sich, die Pläne von Daniel Cowart (20) und Paul Schlesselman (18) als Lausbubenstück darzustellen. Per Internet hatten sich die beiden aus Tennessee zum Überfall auf ein Waffengeschäft, zum Mord an 88 Schulkindern und schließlich zu einem Anschlag auf Barack Obama verabredet. Aber: „Es ging über Internet-Geschwätz hinaus“, sagte Brian Weeks, Beamter der nationalen Anti- Terror-Einheit ATF.

Vor einem Monat hatten sich die beiden Männer im Internet kennengelernt. ihre gemeinsame Ideologie – Hass auf Schwarze, und Verehrung für Hitler – hatte sie zusammengeführt. Die Zahl von 88 Opfern sollte die unter Neo- Nazis beliebte Zahl (sie steht für zwei mal den achten Buchstaben im Alphabet: HH „Heil Hitler“) symbolisieren. Vor einem Anschlag auf Obama („aus einem fahrenden Auto, bekleidet mit einem weißen Frack“) wollten sie 14 weitere Schwarze köpfen.

Nazi-Symbole auf Autos

Als sie am 22. Oktober begannen, Nazi-Symbole auf ihre Autos zu malen, griff der Sheriff zu. Cowart, auf dessen rechtem Oberarm ein dickes Hakenkreuz prangt und Schesselman wurde verhaftet – wegen „Bedrohung eines Präsidentschaftskandidaten“. Die Beamten beschlagnahmten zwei Handfeuerwaffen, ein Gewehr, eine abgesägte Schrotflinte und Munition. „Es war entscheidend, dass wir den Plan unterbunden haben“, sagte ein Sprecher der Behörde.

Auch wenn Planung und Ausführung recht dilettantisch anmuten, versetzt die Meldung Obama-Anhänger in Unruhe. Die Attentate auf die Kennedys oder Martin Luther King sind nationale Traumata (siehe unten). Nur wenige sprechen aus, was viele fürchten: Einen Anschlag auf den Kandidaten, der die Massen anzieht wie kein anderer Politiker weltweit. Am weitesten wagte sich Gore Vidal vor. Der 82-jährige Schriftsteller, einer der berühmtesten der USA, hatte im Mai gesagt: „Ich werde traurig sein, wenn Obama erschossen wird.“

Früher als alle Mitbewerber bekam der schwarze Senator schon im Mai Personenschutz vom Secret Service. Ehefrau Michelle hatte den Moment gefürchtet: „Ich wusste, wenn er Schutz bekommt, gibt es auch ernste Drohungen.“

Bisher keine weiteren seriösen Anschläge

Bisher sind keine weiteren seriösen Anschlagspläne gegen Obama bekannt geworden. Allerdings lassen sich Neonazis offen filmen mit Aussagen, im Falle von Obamas Wahl werde es „Anschläge auf Obama geben“. Steven Boswell, Neo-Nazi-Führer ausMissouri, sagte dem „Guardian“, „Irgendjemand wird handeln. Sie können vielleicht zwei fangen, aber nicht alle.“

Bei Wahlveranstaltungen des Rivalen John McCain gab es hässliche Zwischenfälle. Als Vizepräsidenten-Kandidatin Sarah Palin Obamas Namen nannte, schallte es aus dem Publikum „Kill him“. „Wir haben den Fall untersucht, sagte der Secret Service. „Wir haben den Zwischenrufer nicht gefunden“. Obama gibt sich betont gelassen, als er im Februar durch die Straße von Dallas fuhr, in der John F. Kennedy erschossen wurde, da hat er nach eigenen Worten gedacht: „Ich bekomme eine Erkältung, ich muss was Heißes trinken.“

Matthias Maus

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