Wie Radln attraktiver und sicherer werden soll

Bürger, rauf aufs Rad! Das will die Regierung mit dem neuen Radverkehrsplan 2020 erreichen. Erledigen sollen das die Kommunen
Vanessa Assmann |
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Wenn's nach der Bundesregierung geht, steigen in Zukunft noch mehr Menschen aufs Rad.
Tobias Hase, dpa Wenn's nach der Bundesregierung geht, steigen in Zukunft noch mehr Menschen aufs Rad.

Berlin  - Die Spritpreise hoch, die Pedelecs auf dem Vormarsch und Radfahren längst nicht mehr nur gelegentliche Fortbewegung, sondern Lebensgefühl und alltagstaugliche Mobilität: All das scheint auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) aufgefallen zu sein, dessen „Nationaler Radverkehrsplan 2020” gestern vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Ziel ist, dass mehr Menschen Radfahren – und Kampfradler gebremst werden, wenn nötig mit Bußgeldern. Viel Geld soll all das allerdings nicht kosten, wenn es nach Ramsauer geht.

Wie viele sollen in Zukunft radeln? Der Anteil der mit dem Rad zurückgelegten Wege soll bis 2020 von zehn auf 15 Prozent steigen, unterschieden nach Land (Steigerung von acht auf 13 Prozent) und Stadt (11 auf 16 Prozent). In Kilometern bedeutet das: Statt wie bislang 380Kilometer sollen wir 1,5 mal so viel fahren. Verglichen mit den Niederlanden (Radverkehrsanteil 33 Prozent) sind die Deutschen aber auch dann noch „radfaul”: Die Flachländler radeln pro Jahr durchschnittlich 1100 Kilometer. 

Was heißt das für München? Gemessen an den Zahlen könnte sich München zurücklehnen – laut einer Kopenhagener Untersuchung belegt die Stadt Platz fünf der fahrradfreundlichsten Städte Europas. Schon heute beträgt der Anteil der Radfahrer am Gesamtverkehr 17 Prozent – 70 Prozent mehr als 2002. Diesen Wert hatte sich die Stadt ursprünglich erst bis 2015 zum Ziel gesetzt. Bürgermeister Hep Monatzeder findet, dass München dadurch schon jetzt einen „Spitzenplatz unter den europäischen Millionenstädten” belegt. Die Fahnenstange ist damit nach seiner Ansicht noch nicht erreicht: „Städte wie Kopenhagen, Amsterdam oder Münster beweisen jedoch, dass mit einer attraktiven Infrastruktur noch höhere Werte erreicht werden können.” In puncto Infrastrastruktur liefert das Kreisverwaltungs-Referat Beispiele: So wurden in den vergangenen Jahren 20 Fahrradstraßen angelegt, in 51 Straßen die Benutzungspflicht für die Radwege aufgehoben und 287 Einbahnstraßen für Radfahrer in der Gegenrichtung freigegeben.

Welche Maßnahmen sieht der Radverkehrsplan vor? Viele. Vom Ausbau der „Rücksichtskampagne” ist die Rede, von der Förderung von Rad-Verleihsystemen, der Zunahme von Helm-Radlern (2011: elf Prozent) und vom Ausbau der Radwege. Allein das Beispiel Radwege zeigt allerdings das Problem: die Finanzierung. Geht es nicht gerade um Radwege an Bundesstraßen, sind die Kommunen in der Zahlpflicht. Für Ramsauer ist das jedoch nichts Großes: „Man kann auch mit relativ geringen Mitteln, etwa mit Abmarkierungen, schon viel bewirken”, sagt er. Der Bund jedenfalls kürzt im kommenden Jahr seine Ausgaben für den Radverkehr auf 60 Millionen Euro (2012: 76 Millionen).

Werden sich die Bußgelder erhöhen? Weil in immer mehr Städten das Problem mit „Kampfradlern” zunimmt, wollen Bund und Länder eine Verschärfung von Strafen und Bußgeldern überprüfen. Dabei geht es sowohl um Radfahrer als auch um Autofahrer – etwa wenn diese unerlaubt auf Radwegen parken. All das ist allerdings wenig konkret: „Es gibt keinerlei Pläne, den Bußgeldkatalog auszuweiten oder bestehende Bußen zu erhöhen”, sagt ein Ministeriumssprecher zur AZ. „Das wird auch in den nächsten Monaten nicht kommen.” Ob also Radler, die über Rotlicht fahren künftig mehr zahlen müssen als mindestens 45 Euro, oder ob Telefonieren beim Fahren mehr kostet als 25 Euro, ist noch unklar.
Definitiv nicht angetastet werden soll dagegen die Promillegrenze von 1,6 für Radfahrer. Zum Missfallen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs allerdings: Der plädiert dafür, dass bereits ab 1,1, Promille Bußgelder fällig sind.

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