Wie gefährlich sind die Muslimbrüder?

Beim Umbruch in Ägypten spielt die islamische Organisation eine wichtige Rolle
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KAIRO - Beim Umbruch in Ägypten spielt die islamische Organisation eine wichtige Rolle

Ägypten auf dem Weg in einen Gottesstaat? Zwei Länder sind es vor allem, die dieses Szenario derzeit beschwören: Iran mit Freude und Israel mit Sorge. US-Präsident Barack Obama meint, die Muslimbrüderschaft werde keine große Rolle spielen; der Westen traut ihnen nicht restlos, akzeptiert aber auch, dass man sie jetzt mit einbindet.

Wie radikal sind die Muslimbrüder? Weit weniger als in anderen arabischen Ländern, nicht zu vergleichen mit Saudi-Arabien. Eine Verschleierung von Frauen etwa fordern sie nicht, auch den Frieden mit Israel wollen sie erhalten. „Wir leben doch nicht in einem Traumland”, sagt Muhammad Mursi, einer der Anführer. Der Gewalt haben sie vor Jahrzehnten abgeschworen – darauf haben sich die Militanten abgespalten, El-Kaida wettert oft gegen die zu westlichen Muslimbrüder in Ägypten. Kritiker befürchten, dass dies nur ein Trick war, um Mubaraks Geheimdienst zu entkommen.

Welche Rolle spielen sie bei den aktuellen Protesten? Angestoßen wurden die Demonstrationen von eher weltlichen jungen Leuten. Die Muslimbrüder haben sich drangehängt, mit ähnlichen Forderungen: Demokratie, weniger Korruption. Auf dem Tahrir-Platz wurden sie skeptisch empfangen; mittlerweile hat man sich durch die gemeinsamen Kämpfe angenähert. Frauen der Muslimbrüder verteilen Essen und Wasserflaschen (gegen leere Flaschen, man wolle den Platz doch nicht vermüllen).

Wie stark sind sie? In der bisher unterdrückten und zersplitterten Opposition ist die verbotene, aber tolerierte Muslimbruderschaft die größte und bestorganisierte Gruppe – insofern kommt man bei Verhandlungen nicht an ihr vorbei. Mit ihrem sozialen Netz, das weit über das der Regierung hinausgeht, hat sie bei Armen einen guten Stand. Mitglieder zählt sie allerdings nur 300000 (bei einem 80-Millionen-Volk), das Wählerpotential wird auf 15 bis maximal 30 Prozent geschätzt.

Wie kann es weitergehen? Es gibt Befürchtungen, dass sie die Situation nutzen könnten, um die Macht zu übernehmen. Dies streiten sie ab, stellen sich hinter Mohammed el Baradei und nennen die Türkei von Reccep Tayyip Erdogan als Vorbild. Dazu kommt, dass in Ägypten weite Teile der Bevölkerung eher weltlich orientiert sind. Studentin Rania (23): „Ach, das ist eine Gruppe von vielen. Wir werfen doch nicht eine Diktatur ab, um uns von der nächsten unterjochen zu lassen.” tan

 

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