Westerwelle unter Druck: Der Rundumschläger
SIEGEN/BERLIN - Guido gegen den Rest der Republik: Wieder daheim in Deutschland wettert Westerwelle gegen den „linken Zeitgeist“ und attackiert die Medien: „Ihr kauft mir den Schneid nicht ab“
Guido Westerwelle meldet sich lautstark zurück in der Innenpolitik: Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Südamerika-Reise hat der Außenminister auf dem Landesparteitag der NRW-FDP in Siegen zu einem Rundumschlag gegen seine Kritiker ausgeholt. Die jüngsten Attacken auf seine Person seien Teil des nordrhein-westfälischen Landtagswahlkampfs, ist sich der FDP-Chef sicher: „Wir erleben, wie in NRW eine linke Mehrheit vorbereitet werden soll.“
Die Opposition greife zu „unappetitlichen“ Vorwürfen, erregt sich Westerwelle. Er werde als „rechts beschimpft“, um die Linkspartei hoffähig zu machen. Es sei ein „absoluter Tiefpunkt“, dass die Opposition „Attacken gegen einen Außenminister reitet, der sich aus Höflichkeit gegenüber seinen Gastgebern im Ausland nicht wehren“ könne. Westerwelles Fazit: „Wenn Links regiert, gibt es in diesem Land keine politische Kultur mehr.“
Auf die Kritik an der Auswahl seiner Reisebegleiter geht der Minister nicht im Detail ein, ruft nur: „Ich werde auch in Zukunft als Außenminister der deutschen Wirtschaft in anderen Ländern die Türen öffnen.“ Der „linke Zeitgeist“ halte Geschäftemachen für fragwürdig, ätzt er – und fügt hinzu: „Die Gesellschaft muss sich daran gewöhnen, dass das künftig anders ist.“
Auch die Medien bekommen ihr Fett ab: „The published opinion is not always the public opinion“ (die veröffentlichte Meinung ist nicht immer die öffentliche Meinung), ruft der Wahlkämpfer auf Englisch in Richtung der im Saal sitzenden Journalisten, die so gerne über seine Englischkenntnisse lästern. Westerwelle schrill: „Ihr kauft mir den Schneid nicht ab! Das versprech’ ich euch!“ Die Delegierten springen daraufhin begeistert auf, feiern ihren Vorsitzenden minutenlang mit stehenden Ovationen.
Die Opposition bleibt bei ihrer Kritik. Ein deutscher Außenminister dürfe noch nicht einmal den Anschein erwecken, als ob Geschäftsfreunde seiner Familie bevorzugt auf Auslandsreisen eingeladen würden, sagt SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann: „Die aggressive Art, mit der Westerwelle auf diese Kritik reagiert, zeigt, dass er immer noch nicht begriffen hat, dass ein Ministeramt mit Augenmaß geführt und Privilegien nicht nach Gutsherrenart verteilt werden dürfen.“
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