Westerwelle und sein Partner: Zwei Männer und ein Krisenfall

Bisher war Westerwelle alleine das Hauptproblem der Koalition. Jetzt kommt noch sein Partner dazu, den der Außenminister so oft mit ins Ausland nimmt. „Das wollen und werden wir fortsetzen“, sagt Westerwelle.
von  Abendzeitung
Guido Westerwelle und Michael Mronz
Guido Westerwelle und Michael Mronz © dpa

Bisher war Westerwelle alleine das Hauptproblem der Koalition. Jetzt kommt noch sein Partner dazu, den der Außenminister so oft mit ins Ausland nimmt. „Das wollen und werden wir fortsetzen“, sagt Westerwelle.

Es ist schon ein Kreuz: Da fährt man ganz weit weg vom Ärger der Heimat, nimmt seinen Liebsten mit – und dann holt einen der ganze Stress von zu Hause erst richtig ein. Für Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und seinen Lebenspartner Michael Mronz wird ihr aktueller Südamerika-Trip mehr und mehr zum Spießrutenlauf.

Kaum eine Station vergeht, ohne dass die beiden angesprochen werden auf die Kritik an der Heimatfront: Gehört es sich, dass Westerwelle seinen Partner so oft mit nimmt ins Ausland – und verschafft er ihm dadurch gar geschäftliche Vorteile?

In Brasilien, der letzten Reisestation, wurden beide gestern wieder darauf angesprochen. Sie entschieden sich zur Vorwärtsverteidigung. „Ich freue mich“, so Westerwelle gespreizt, „dass sich Herr Mronz die Zeit nimmt, mich auf eigene Kosten zu begleiten, um sich in der Region über soziale Probleme zu informieren und dafür zu engagieren.“ Westerwelle: „Das wollen und werden wir fortsetzen.“ Und Mronz im identischen Tonfall: „Wann immer ich es zeitlich schaffe, möchte ich Herrn Westerwelle auf seinen Reisen begleiten, um mich für Kinder sozial zu engagieren.“ Westerwelles Freund ist im Vorstand der Stiftung „Ein Herz für Kinder“.

Dass er darüber hinaus allerdings auch Sportveranstaltungen organisiert und bei den in Brasilien anstehenden Großereignissen Fußball-WM (2014) und Olympia (2016) auch geschäftliche Interesse haben könnte, dazu sagten die beiden nichts.

Wahrscheinlich wäre die Aufregung daheim nur halb so groß, wäre die Geschichte nicht der neueste Mosaikstein in einem schon recht großen Bild. Dessen Grundmotiv: Westerwelle findet einfach den richtigen Ton nicht. Mal raunzt er englisch sprechende Journalisten an, mal geriert er sich beim Thema Hartz IV als einziger Hüter der Wahrheit. Dann wieder lässt er sich von der Hotellerie Spenden zuschanzen und bevorzugt die daraufhin steuerlich.

Und obendrein nun noch der Partner im Feuer – auf ganz andere Weise, als es Westerwelle vielleicht befürchtet hat: Kein Mensch stört sich daran, dass der Außenminister schwul ist. Ganz Deutschland aber fällt auf, dass bei Westerwelle Anspruch und Wirklichkeit des Außenministeramts auseinanderklaffen. Die Deutschen sind genervt davon, dass man von ihm nahezu zu allem etwas hört außer zur Außenpolitik.

Das schlägt sich in den Umfragen nieder: 60 Prozent finden, Westerwelle sei der Falsche in diesem Amt. Das ist für die Deutschen, für die es zur Grundbefindlichkeit gehört, ihren Außenminister zu mögen, ein verheerender Wert. Das Land mochte Joschka und Frank-Walter, von Guido aber ist es genervt.

Längst schon hat die Opposition Westerwelle als Haupt-Zielscheibe für ihre Angriffe fest gebucht. Er habe große Zweifel, „ob Westerwelle überhaupt ministrabel ist“, sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann gestern. Auch so etwas war über einen Außenminister früher nicht zu hören. Frank Müller

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.