Westerwelle, Merkel und Seehofer: Alkoholfreies Bier und Käse
BERLIN - "Ein stinknormales Treffen": Bei einem Fastenmahl im Kanzleramt setzen die Chefs der Koalition auf mehr Reformtempo. Das bedeutet: Vom Abstrakten zum Konkreten zu kommen.
Das Wort „Neustart“ wollte Horst Seehofer diesmal besser nicht in den Mund nehmen: Ein „stinknormales Treffen“ sei das Sechs-Augen-Gespräch mit Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und FDP-Chef Guido Westerwelle am Mittwoch in Berlin gewesen, berichtete der CSU-Vorsitzende.
In „konstruktiver, sachlicher, manchmal auch humorvoller und insgesamt recht entspannter“ Atmosphäre hätten die großen Drei der schwarz-gelben Koalition Kartoffelpüree, Rindfleischstreifen, Salat und Brot vertilgt. Dazu sei Wein, Wasser und alkoholfreies Bier gereicht worden. Seehofer mit dem ihm eigenen unschuldig-ironischen Augenaufschlag: „Alle drei, habe ich den Eindruck, befinden sich in der Fastenzeit.“
Der Ober-Bayer setzt jetzt darauf, dass der Dauerstreit zwischen den Koalitionären endlich aufhört. Die christlich-liberalen Querelen über Atomenergie, Gesundheitsreform und Hartz IV seien alles andere als „bekömmlich“ gewesen. „Quintessenz“ des Krisengipfels im Kanzleramt sei die Einigkeit darüber gewesen, dass „bei verschiedenen Themen aufs Tempo gedrückt“ werden müsse. Es komme jetzt darauf an, „aus der Ebene des Abstrakten zum Konkreten“ zu kommen, spielte Seehofer auf Westerwelles laute Sozialstaatskritik an, für die tags zuvor bereits Merkel ihren Vize abgewatscht hatte.
Der Außenminister rechtfertigte sich gestern überraschend in der Hartz-IV-Debatte des Bundestags: Er habe nicht jene kritisiert, die „ein schweres Schicksal“ hätten. Es müsse aber klar sein, dass jemand, der arbeitet, mehr haben müsse als derjenige, der nicht arbeitet. Westerwelle: „Das werde ich heute sagen und auch morgen noch.“jox